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Gleich zwei Arbeiten der Ausstellung „In Control“ befassen sich thematisch mit Wetterphänomen und damit mit einer Sphäre, die sich bis heute eigentlich der Einflussnahme des Menschen entzieht. Doch die Arbeit „Weather Piece“ (2011) hat beispielsweise buchstäblich ein Stück Wetter eingefangen. Im Innern eines Glaskastens zeigt sie einen andauernden Regenschauer und fasst damit das Unfassbare.

In der Video-Installation „His Master’s Voice“ (2011) tobt ein Tropensturm über zwei Bildschirme. Wind- und Regenböen peitschen über Palmen hinweg, Dächer werden abgedeckt und Stromästen umgeknickt. Hier ist es die Anordnung der Installation, die dem chaotischen Wüten der Elemente entgegensteht: Ein kleiner Apparat – ein altes Spulenbandgerät, das zwischen den Bildschirmen angebracht wurde – scheint das Naturspektakel zu kontrollieren. Nicht nur, dass mit der Position des Spulenbandgeräts zwischen den Bildschirmen die Quelle der Filme suggeriert wird, vielmehr entsteht auch der Eindruck, dass der kleine Apparat das Geschehen auf den Bildschirmen vorgibt: stoppt das Band, so ebbt auch der tosende Wind plötzlich ab; ändert sich seine Abspielrichtung, so ändert sich auch die Windrichtung. Der Titel „His Master's Voice“ nimmt die immanente Widersprüchlichkeit der Arbeit, die sich letztlich aus der Gegenläufigkeit von Inhalt und Form ergibt, auf. Einerseits spielt er auf die Vorstellung an, dass sich in den Sturmgewalten eine Macht jenseits der menschlichen Kontrolle und Vorstellung offenbart. Andererseits handelt es sich aber auch um den Herstellernamen des Spulenbandgeräts. So bleibt der Status des Geschehens in der Schwebe.

Nachdem sich Stefania Batoeva in der Vergangenheit mit den Auswirkungen der Schwerkraft und insbesondere mit der Idee ihrer Aufhebung auseinandergesetzt hat, untersucht sie in der Ausstellung „In Control“ generelle Möglichkeiten von Beeinflussung. Auch jenseits physikalischer Gesetzmäßigkeiten, etwa in unserer Vorstellungswelt, existieren die Dinge in Abhängigkeit voneinander, kontrollieren und verändern sich gegenseitig oder versuchen zumindest dies zu tun. Dabei geht es Batoeva auch um den Aspekt der Kontrolle im Hinblick auf ästhetische Fragestellungen: Welche sichtbaren oder auch unsichtbaren Kräfte sind hier maßgeblich? Welcher Aspekt erringt die Oberhand, kontrolliert die Form und bestimmt die Ästhetik eines Objekts?

Im Fall von „Give And Take“ (2012) scheint dies klar auf der Hand zu liegen: Die kleinere, aber schwerere Bowlingkugel drückt den größeren, aber auch weicheren Gummiball an die Wand. Letzterer büsst dabei seine runde Form ein und muss passiv als Kissen fungieren, dass eine vermeintlich bevorstehenden Aufprall der Kugel auf die harte und unnachgiebige Wand abfedern muss. „Try And Stop Me“ (2012) hingegen entwirft ein etwas komplizierteres Beziehungsgeflecht, denn hier ist der aktive Part nicht der kontrollierende. Während ein aufwärts strebender Ball ein elastisches Gummiband spannt, sodass es einem umgedrehten V gleicht, beschwert ein Metallgewicht die Enden des Bandes. Wenn auch der Ball die Form des Bandes bestimmt, so ist es letztlich das passiv ruhende Gewicht, dass diesem Vorgang seine Grenzen setzt.

Zum anderen untersucht Batoeva, wie bei den oben beschriebenen Wetterarbeiten, Freiheiten und Abhängigkeiten in unserem Denken und Wahrnehmen. Immer wieder werden von ihr Szenarien entworfen, in denen die tatsächliche Eigenschaften der Objekte durch fiktive ersetzt werden. Ein weiters Beispiel innerhalb der Ausstellung wäre eine Reihe von Skulpturen, bei der sich Gläser wie Magneten verhalten und so, entgegen der Erwartungen des Betrachters, nicht auf dem Boden zerschellen („Still I“, „Still II“, „Still III“, 2012). Auf diese Weise spielt Batoeva mit ihren Arbeiten die konkrete Wahrnehmung der Objekte gegen bereits bestehende Vorstellungen aus, fordert Aufmerksamkeit und Reflexion.

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Stefania Batoeva
In Control