Kunstbank Berlin

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STELLA GEPPERT

In ihren aktuellen Arbeiten spürt die Berliner Künstlerin Stella Geppert (geb. 1967) der körperlichen Aktivität von Menschen im Raum nach. So markierte sie im vergangenen Jahr mit der Arbeit "Parasitäre Verhältnisse und Dialoge" auf dem Bahnsteig der U2 am Alexanderplatz die Stellen an Pfeilern, Geländern und Bänken mit Polstern, welche die wartenden Reisenden zum Anlehnen benutzten - und trug durch die Erhöhung des Komforts zur Verstärkung des beobachteten Phänomens bei.

Auch die Installation in der KunstBank ist eine Versuchsanordnung, die, ausgehend von der vorgefundenen räumlichen Situation, auf das Verhalten der Ausstellungsbesucher Bezug nimmt. Die aus Holzleisten, Planen, Platten und Büromaterial der Senatsverwaltung bestehende Installation besitzt einen spontanen und offenen Charakter und verleitet zum Betreten und Erkunden. Ihre Inspiration bezieht sie von den gebauten Provisorien, die auf Campingplätzen anzutreffen sind oder den spontanen Architekturen, mit denen Imbissbesitzer ihren Arbeitsbereich erweitern - beides Erscheinungen, mit denen die Künstlerin sich in früheren Arbeiten befasst hat.

Wie schon in der Installation auf dem U-Bahnhof Alexanderplatz, in der die Passivität des Wartens plötzlich als aktives Verhalten erschien, entfaltet die Arbeit in der KunstBank eine Sogwirkung, die das Phänomen verstärkt, das zu untersuchen sie vorgibt.

PAULINE KRANEIS

Aus der Nähe ein weitverzweigtes Wegenetz, eine Landschaft; aus der Ferne die Ornamentik eines orientalischen Teppichs. - Aus der Ferne der Faltenwurf eines gemusterten Bettbezuges; aus der Nähe ein rhythmisches System aus Linien, die sternförmige Kreuzungen bilden.

Die Zeichnungen der Berliner Künstlerin Pauline Kraneis (geb. 1970) verwandeln Motive der Außenwelt in Zeichen, die den Bereich der bloßen Abbildung verlassen haben. Aus den vertrauten, der menschlichern Mobilität entstammenden Objekten wie der Rampenführung eines Parkhauses, dem Flughafenterminal oder einer Weiche, entsteht eine Art bildliches Vokabular, das seiner konkreten Funktion entkleidet und der persönlichen Deutung zur Verfügung gestellt wird. So auch in den von Kraneis in der KunstBank präsentierten Aquarellen. Die aus ihrem Kontext gelösten perspektivischen Zeichnungen von Versatzstücken urbaner Verkehrsarchitektur erstarren auf dem weißen Blattgrund zu Zeichen, die nicht etwa in die Tiefe des Bildraumes führen, sondern auf die Projektionsfläche des weißen Blattes verweisen.

Die ebenfalls gezeigte Wandarbeit East Kilbride nimmt das Kontinentaleuropäern etwas kurios erscheinende Straßenverkehrssystem einer schottischen Kleinstadt zum Ausgangspunkt für den Entwurf einer Struktur, die aus zahlreichen, unterschiedlich großen Punkten zusammengesetzt ist. Auch hier beeinflusst die Distanz zum Kunstwerk die Wahrnehmung seines Betrachters. Die Wirkung der Wandarbeit basiert jedoch nicht nur auf dem Wiedererkennungseffekt, der sich einstellt, wenn man direkt vor ihr steht. Die aus ihrem realen Zusammenhang gelösten Knotenpunkte bergen die Möglichkeit einer Neuordnung in sich. Folgt ihre Anordnung auf der Wand einem, wenn auch unsichtbar bleibenden Bezugssystem, so geraten sie im Kopf des Betrachters in Bewegung.

Svenja Moor

Pressetext

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Stella Geppert / Pauline Kraneis
6. Ausstellung der SenatsstipendiatInnen Bildende Kunst 2002