press release only in german

Stephanie Senge. Konsum Erkenntnisse - Ikebana und Konstruktivismus als Denkhilfen
15.09.2019 - 03.11.2019

Eröffnung: Sonntag, 15. September 2019, 17 Uhr
Es sprechen:
Dr. Birgit Möckel, Vorstandsvorsitzende Kunstverein KunstHaus Potsdam e.V.
Einführung: Dr. Tobias Hoffmann, Direktor Bröhan- Museum Berlin
Die Künstlerin ist anwesend.

Warum erliegen wir dem Konsum und was geschieht eigentlich mit uns, wenn wir einkaufen? Welche Prozesse kommen hier in Gang und wieso funktionieren sie überall auf der Welt, wo es Supermärkte gibt? Stephanie Senge beschäftigt sich in ihren künstlerischen Arbeiten und Aktionen mit diesen Phänomenen und rückt sie ins Bewusstsein. Sie ist eine Konsumkünstlerin, denn Konsumkritik ist ihr viel zu einfach. Den Unterschied und ihre Anliegen als Konsumkünstlerin präsentiert sie in der Ausstellung Konsum Erkenntnisse - Ikebana und Konstruktivismus als Denkhilfen im Kunstverein KunstHaus Potsdam.

Stephanie Senge verbindet durch künstlerische Überformungen ästhetische Lehren und Kulturen miteinander. Ihre Annäherung an andere Kulturen erfolgt über deren Warenangebot: „Wenn ich in einem fremden Land bin, gehe ich immer zuerst in den Supermarkt, dort bekomme ich eine Stimmung von den Menschen und der Situation im Land, auch die Verpackungen verraten sehr viel.“ Die Künstlerin hat sich dabei intensiv mit ästhetischen Denksystemen beschäftigt und bedient sich deren Techniken für ihre Zwecke. Mit der japanischen Blumensteckkunst Ikebana, die seit dem 12. Jahrhundert stetig weiterentwickelt wird, und dem Konstruktivismus, der offiziell 1915 durch Vladimir Tatlin als neuer Kunststil ins Leben gerufen wurde, filtert sie die Essenzen von Konsumartikeln sowie deren Verpackungen und gibt den en masse hergestellten Discountartikeln eine neue Wertschätzung. Mit der strengen Lehre der Ikebana-Schulen, nach der die Natur nach den Vorstellungen des Menschen geformt und durch Reduktion, Proportion und Linienführung erst vervollkommnet wird, schafft sie eigenwillige, in sich schlüssige Gestecke aus den Dingen der Warenwelt - wie etwa die Objekte des „Ike-100-Yen- Shop“, den sie 2005 in Japan entwickelte. Der von ihr 2011 erfundene Konsumkonstruktivismus zeigt sich in großformatigen Objektbildern mit Warenverpackungen, deren Gestaltungselemente sie aufgreift, weiterführt und in formal reduzierte Kompositionen einbettet. Beide Werkgruppen werden im Kunstverein KunstHaus Potsdam erstmals zusammen präsentiert.

Für die besondere Architektur im KunstHaus Potsdam entwickelte die Künstlerin ein Gedanken- und Raumkonzept, das die konstruktiven und dekorativen Elemente der Architektur sowie die Proportions- lehre der japanischen Blumensteckkunst Ikebana gleichermaßen aufnimmt. Mit den drei Grundfarben an drei Wänden fokussiert sie in den Räumen die konstruktivistischen Elemente und verwandelt den Ausstellungsraum in einen, wie sie es nennt, „Konsum Erkenntnis Raum“.

Doch nicht nur Kunstbetrachter möchte sie zu wachen Konsumenten werden lassen: In ihren Workshops, Aktionen und Vorträgen bezieht Stephanie Senge Einkaufende wie Ladenbetreiber aktiv mit ein und vermittelt anhand ihrer „Denkhilfen“ eindrücklich einen bewussten Umgang mit Konsum, der für ein Weniger statt Mehr steht. Ziel ihrer künstlerischen Arbeit ist, dass die Betrachter respektive Konsumenten durch den Vorgang des Erkennens den Gegenstand bzw. das Konsumprodukt neu konstruieren und wir als Konsumenten ein neues Erkenntnis–Verhältnis zu unserem Konsum und den/unseren Gegenständen entwickeln.

Stephanie Senge (*1972 in München) studierte Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste München bei Olaf Metzel. 2001 Meisterschülerin; 2003 Diplom; Projektstipendium für Bildenden Kunst der Stadt München, Vergabe des Preises “Kunst für Konsum” (zusammen mit Rupert Hofmann); 2004 Arbeitsstipendium Kunstfond; 2005 DAAD-Stipendium Japan, Förderpreis der Stadt München, 2019 Artist in Residenz HKBU Hongkong, Zahlreiche internationale Ausstellungen u.a in Buenos Aires, Barcelona, Pittsburgh, Buenos Aires, Tokyo, Hongkong, Zürich, Budapest, Frankfurt, Karlsruhe, Berlin, Wolfsburg.
Mehr Infos: https://stephaniesenge.wordpress.com/ / Instagram: #diestarkekonsumentin

*

PARALLELVERANSTALTUNGEN

23. 9. 2019, 19 Uhr
Vortrag:
Über die wechselseitige Annäherung von Kunst und Konsum
Vortrag von Prof. Dr. Wolfgang Ullrich, Leipzig zur aktuellen Ausstellung von Stefanie Senge im KunstHaus Potsdam.

13. 10. 2019, 16 Uhr
Ausstellungsrundgang und Künstlergespräch:
Stephanie Senge. Konsum Erkenntnisse – Ikebana und Konstruktivismus als Denkhilfen
Renate Grisebach im Gespräch mit der Künstlerin Stephanie Senge.

3. 11. 2019, 16 Uhr
Finissage:
Stephanie Senge. Konsum Erkenntnisse – Ikebana und Konstruktivismus als Denkhilfen