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Konsumartikel, Billigprodukte und ihre Verpackungen sind seit Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn Gegenstand von Stephanie Senges Kunst, Supermärkte in aller Welt ihr Künstlerbedarf: »Wenn ich in einem fremden Land bin, gehe ich immer zuerst in den Supermarkt, dort bekomme ich eine Stimmung von den Menschen und der Situation im Land, auch die Verpackungen verraten sehr viel.«

Von ihren Reisen in andere Kulturkreise bringt die Künstlerin auch Formen kultureller Äußerung mit, die sie für ihre Arbeit adaptiert, so etwa aus Japan die Technik des Ikebana (2006 »Frisches aus Japan«, Galerie 18m) oder aus Indien die Form des Mandala (2010 »Konsum Mandala«, Ludwig Múseum, Budapest). Dennoch ist deutlich, dass Stephanie Senges Anliegen kein rein formales ist – ihr Antrieb ist vielmehr, den Dingen des täglichen Gebrauchs durch künstlerische Überformung eine höhere Wertschätzung angedeihen zu lassen und Kunstbetrachter zu wachen Konsumenten zu »erziehen«:

»Wir leben in einer hochentwickelten Wohlstands- und Konsumgesellschaft. Ich könnte nicht hier überleben, wenn ich dieses so komplexe, schwierige und auch mächtige Thema nicht in Form meiner Arbeit verdauen könnte. Anders als in der Politik müssen wir beim Einkaufen jeden Tag wählen. Ich will mit meiner Arbeit erreichen, dass sich die Menschen darüber bewusst werden, was sie tun beim täglichen Einkaufen, und sie ermutigen, zu starken Konsumenten zu werden, die wertschätzen können.« (Stephanie Senge im Interview mit Paul Huf)

Dem Anliegen, mit ihrer Kunst in die Gesellschaft hineinzuwirken, ist die Künstlerin so treu wie dem Thema Konsum – so organisiert sie auch Demonstrationen, Aktionen, Workshops und Vorträge. Die Arbeit im Atelier wird dennoch nicht vernachlässigt – und mit derselben Selbstverständlichkeit, mit der sie Techniken anderer Kulturkreise »umnutzt«, bedient die Konsumaktivistin sich auch in der Kunstgeschichte: so entstehen seit 2011 formal reduzierte, fast streng anmutende Kompositionen, bei denen Stephanie Senge von Warenverpackungen ausgehend deren Gestaltungselemente aufgreift, weiterführt und als großformatige Tafelbilder wahrnehmbar macht.

»KONSUMKONSTRUKTIVISMUS« ist die Sengesche Wortschöpfung für diese Werkgruppe, die in ihrer Reduziertheit und starken Farbigkeit tatsächlich an die streng gegenstandslosen, einfach geometrischen Malereien konstruktivistischer Künstler erinnert – und sich in ihrer Alltagsverbundenheit auch mit damals virulenten Ideen von der »guten Form« in allen Lebensbereichen deckt. Der Begriff »Konstruktivismus« verweist auf das lateinische Wort constructio: »Zusammenfügung «, »Bau« – in Senges konsumkonstruktivistischen Arbeiten werden Konsumartikel, Farbflächen und das Trägermaterial (Papier, Holz, Leinwand) tatsächlich »zusammengefügt«, aber nicht verschmolzen: die Grenzen zwischen Originalverpackung und künstlerischer Hinzufügung bleiben deutlich sichtbar. Doch laut »Radikalem Konstruktivismus« als erkenntnistheoretischer Richtung ist »Objektivität im Sinne einer Übereinstimmung von wahrgenommenem (konstruiertem) Bild und Realität unmöglich; jede Wahrnehmung ist letztlich subjektiv.«

In diesem Sinne freue ich mich auf Ihre Wahrnehmung der konsumkonstruktivistischen Arbeiten Stephanie Senges, hoffe auf Ihr Interesse und schicke printfähige Bilder sowie weitere Informationen per mail (siehe auch www.stephaniesenge.de). Zur Ausstellung wird auch ein Katalog erscheinen – den Sie bitte einfach kurz anfordern, dann stecke ich ihn in die Post, sobald er fertig ist.

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Stephanie Senge
Konsumkonstruktivismus