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Stephen Craig kreiert „architektonische Phantasien“, in denen er über unsere gebaute Umwelt auf spielerische Art nachdenkt. Indem er Phantasie mit Reflexion verbindet, verweilt der Künstler nicht beim bloss Spielerischen, sondern verfolgt stets auch erkenntniskritische Absichten. In seinen Projekten weicht Craig etablierte Denkstrukturen auf und dekonstruiert diese zum Teil systematisch. Seine Modellbauten sind Plattformen der Imagination, die ihren experimentellen, offenen Charakter beibehalten, wenn sie in grösserem Massstab umgesetzt werden.

Craig kennt keine Berührungsängste. Meisterwerke aus der Architekturgeschichte dienen ihm ebenso als Ausgangspunkt seiner Studien wie die Alltagsarchitektur unserer Zeit. Was ist es, das den Künstler im Durchforsten diverser Geschichtsperioden und Architekturauffassungen fesselt und fasziniert? Was verbindet seine Beschäftigung mit der Villa Rotonda von Palladio oder dem Barcelona-Pavillon von Mies van der Rohe mit seiner aktuellen Auseinandersetzung mit Gebilden unserer Konsumgesellschaft? Craig belegt in seinen Arbeiten, dass er mit scheinbarer Leichtigkeit die unterschiedlichsten architektonischen Sprachspiele aufnehmen und stringent miteinander in Bezug setzen kann. Der Nukleus seiner Arbeit bildet wohl sein Interesse für Strukturen, die Offenheit, Flexibilität und Mobilität gewähren - oder versprechen.

In der Galerie Bob Gysin überrascht Stephen Craig den Besucher mit einer Fülle von Arbeiten. In Anlehnung an den Grundriss der Galerie konzipiert der Künstler eine Installation, die mit ihren 273 Glühbirnen den Rausch des Jahrmarktes evoziert. Die Bodeninstallation dient der Inszenierung weiterer Werke, die zum Teil die Thematik der „Kilbi“ fortführen. Zwei Objekte sind dem typischen Jahrmarkt-Kassenhäuschen gewidmet, das auf sein architektonisches wie ästhetisches Potential hin erkundet wird. Mitten in der Galerie steht eine mit Glühbirnen verzierte Bank, die die Konnotation des „Electric Chair“ neu auslotet. Die Rückwand des Ausstellungsraums füllt der Künstler mit seinen fotografischen Feldforschungen, in denen er der verspielten Formenvielfalt des Jahrmarktes nachgeht. In zwei Modellen präsentiert Craig schliesslich sein Konzept des „Bin-Building“, eine humorvolle Übertragung des allgegenwärtigen Müllcontainers in den Bereich der funktionalen Baukunst.

Seit seiner Beteiligung an der documenta X und „Skulptur. Projekte in Münster 1997“ ist Stephen Craig einem breiteren Publikum bekannt. Craig stammt aus Irland, lebt seit 1986 in Deutschland und bekleidet an der Universität in Karlsruhe eine Professur für Kunst und Architektur.

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Stephen Craig - Gewinn