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Die Ausstellung BEST ist eine Kooperation der Künstler Stephen Craig und Olaf Metzel.

Aus diesem Anlass entstanden ist ein Pavillon-Entwurf von Stephen Craig und die Bronze "Turkish Delight" von Olaf Metzel, der sich formal um die Sockel- und Präsentationsthematik von Plastiken dreht: Die von Metzel modellierte klassizistisch anmutende Figurine zeigt den nackten Körper einer etwas kleiner als lebensgrossen Frau mit Kopftuch. Über Oxidierung wurde das Material mit einer Patina versehen, die der Plastik türkisgrüne Farbe verleiht. Stephen Craigs ovaler Pavillon zeichnet sich wie Mies van der Rohes Barcelona Pavillon durch eine nahezu wandlose Architektur aus: Die Decke scheint als Spiegelbild des Grundrisses über dem Boden zu schweben und ist lediglich von schmalen Streben und einer kurzen, gebogenen Wand gehalten. Für die Figur ist ein Ort am Ende des Ovals vorgesehen. Ein Loch über ihr erzeugt einen Lichtkreis um die Skulptur, der sie dramatisiert. Anhand des Entwurfs von Craig hat Metzel farbige Zeichnungen angefertigt, die Pavillon und Figur aus verschiedenen Ansichten zeigen. Die vielfältigen Konnotationen, die der Name „Turkish Delight“ birgt, sowie die türkise weibliche Figur mit Kopftuch, die wie in einem Spotlight ihren nackten Körper in einer klassisch modernen Architektur exponiert provozieren zur Auseinandersetzung mit dem Frauenbild des Islam in der Gegenwart.

Als während der Vorbereitungen zum gemeinsamen Ausstellungsprojekt die Fußball-Legende George Best starb, entstand bei den Künstlern spontan die Idee, die jeweiligen Standpunkte zum Thema Pavillon, Kiosk und Skulptur in einer Auseinandersetzung mit dem Fußball-Gott zu verdeutlichen. Die Fotografien, die Stephen Craig während der Beerdigung von George Best am 3. Dezember 2005 in Belfast machte, dienten nun als Material für die jeweilige künstlerische Hommage an das Idol. George Best, der in 1946 in Belfast geboren, Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre als einer der weltbesten Fußballspieler gefeiert und von der Fußball-Legende Pelé als bester Spieler aller Zeiten bezeichnet wurde. 1963 bis 1975 spielte er unter der Rückennummer 7 bei Manchester United, – bis er 1975 von den Spielen ausgeschlossen wurde, weil er immer häufiger bereits vormittags angetrunken zum Training erschien. Sein Tod am 25. November 2005 trat aufgrund eines Multiorganversagens als Folge seines Alkoholismus ein.

Craig und Metzel übertragen ihre Verehrung für den bacchantischen Fußball-Gott auf zwei Pavillon- bzw. Kiosk-Entwürfe, die sie in der Produzentengalerie illustriert durch verschiedene Wandinstallationen präsentieren. Die Grundfläche von Craigs Pavillon spiegelt verkleinert die Flächenproportionen eines Fußballfeldes wider. Die vergitterte und zugleich offene Wandsituation ist abermals eine Anspielung auf van der Rohes schwebende Wände, das Raster als gestalterisches Grundprinzip der Moderne, aber auch das Netz des Fußball-Tors. Im Pavillon gezeigt werden sollen Filme über George Best, sowie Dokumentationen und Devotionalien. Der Besucher kann sich dabei wie auf den Stehplätzen in Stadien an Metallbügel anlehnen. Metzels Kiosk nimmt die Bauweise von Zeitungskiosken sowie Imbissbuden auf und präsentiert ein weiteres Mal wie schon bei „Besiktas Jimnastik Külübü“ mit Christoph Daum die Auseinandersetzung des Künstlers mit dem Thema Fußball: "Die einen gehen ins Museum, andere ins Stadion, manche tun beides" (Olaf Metzel). Im Inneren spielt Hellmuth Costard’s Film "Fußball wie noch nie" von 1970/71, der, in ausschließlichem Fokus auf den Fußballer, Best über 90 Minuten im Ligaspiel Manchester United gegen Coventry verfolgt (2:0 für ManU). Beide Installationen kommentieren damit George Best’s Leben und dessen Verfall auch als Medienfigur, als Genussmensch und als Liebhaber der Frauen.

Anna-Catharina Gebbers (acmailand@gmx.ch)

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Stephen Craig / Olaf Metzel
BEST