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Bei allen an der Ausstellung beteiligten Künstlern, die einer jüngeren, in den siebziger Jahren geborenen Künstlergeneration angehören, ist eine Haltung sichtbar, die dem Wunsch zu entsprechen scheint, Widersprüchlichkeiten auf allen Ebenen transportieren zu können und sich nicht darauf festlegen zu lassen, eine formale oder inhaltliche Ebene als Ausgangspunkt zu definieren.

Die Werke basieren häufig auf individuellen Erfahrungen und Erinnerungen der Künstler an Räume, Orte oder Gefühle und stoßen in beinahe traumartig wirkende Zwischenreiche vor. Visualisierung wird hier nicht einfach als gerichtete Übersetzung eines Inhalts in eine Form begriffen, sondern als komplexes Gewebe von Übersetzung und Rückübersetzung.

In „suburbia" sind die Grenzen fließend und unscharf. Ein Zwischenraum, der sich ins Landesinnere ausbreitet und die Stadt durchdringt. Diese Vorstellung findet seine Entsprechung im Verhältnis der Ausstellungsobjekte untereinander, deren Inhalt und deren Umgang mit Zeit und Raum sich erst im Miteinander erschließt. Erst durch ihr Zusammenwirken vermögen sie die tatsächlichen Koordinaten des Ortes, an dem sie ausgestellt werden neu zu bestimmen. Im Dazwischen erschließt sich ihr Zusammenhang.

KERSTIN STOLL (*1969) kreiert aus unterschiedlichen Materialien Objekte von unheimlicher Anziehungskraft, die einer anderen Welt zu entstammen scheinen, jedoch auf befremdliche Art vertraut wirken.

Ausgehend von Fotografie übersetzt DIRK STEWEN (*1972) seine Erinnerung und Erfahrung in Installationen, die aus Bildern, Zeichnungen, Collagen und Objekten zusammengesetzt sind. Changierend zwischen Empfindsamkeit und Kühle, Souveränität und Verletzbarkeit vermögen sie uns die Ambivalenz der eigenen Wahrnehmung und Erfahrung vor Augen zu führen.

SUSANNE LUPTOVITS (*1973) setzt sich mit Sehnsüchten auseinander, die oft im Widerspruch zu deren äußerer Wahrnehmung stehen. In der Videoarbeit „Serendipity" kreisen einfache geometrische Formen (Kugeln und Kuben, generiert durch ein 3D-Programm) scheinbar organisiert zu reduzierter elektronischer Musik (komponiert von Justus Köhncke/Kompakt) wie Atome um einen Kern. Sie erinnern an Landschaften von eigentümlicher Schönheit. Eine scheinbar einfache Welt, in der die Gesetzte der Künstlerin, des Programms und der Musik den Ton angeben.

NATALIA STACHON (*1976) arbeitet in den Medien Fotografie, Zeichnung und Skulptur, die sie zu Installationsarrangements im Raum verbindet, die dessen Koordinaten neu zu bestimmen suchen. Die einzelnen Elemente gründen auf ihrer eigenen, intuitiven Vorstellung und Erinnerung von Landschaft und werden der vorgefundenen Natur - in Form fotografischer „Ausschnitte", die sich der Zuschreibung an konkrete Orte entziehen - gegenübergestellt.

ANDREA WINKLER (*1975) kreiert aus einfachsten Materialien wie Papier, Holz, Tapete oder Tape Objekte von scheinbar selbstverständlicher Zartheit und Schönheit. Diese fragilen Konstruktionen richten sich stark nach den Gegebenheiten des jeweils zu bespielenden Raumes. Indem sie seine architektonischen Eigenheiten (Nischen, Säulen oder Ritzen) einbindet, oder seine Oberflächen mit Zeichnungen, Malereien oder Tapeten überzieht, wird der Raum selbst zum Akteur, zum Bestandteil ihres künstlerischen Konzeptes.

Die Kompositionen von SEAN REED (*1970) beruhen auf einigen immer wiederkehrenden Motiven und Elementen. So verwendet Reed gezielt programmierte Computerklänge und bringt sie in Verbindung mit akustischen Klängen, um eine Klangumgebung von Schattierungen und verwischten Linien zu erzeugen. Durch die Verbindung von Vertrautem (traditionelle Orchesterinstrumente, Gesang, sprachähnliche musikalische Gesten) und Simuliertem (computer-generierte und synthesierte Klänge) zielt Reed auf eine vielschichtige Wahrnehmung seiner Kompositionen.

Es entsteht eine musikalische Parallelebene für die Objekte und Räume von „suburbia", die in der kaum merklichen und doch immer währenden Metamorphose des Klangs die Flüchtigkeit und Wandlungsfähigkeit der Besucherrezeption akustisch interpretiert und die Ausstellung zu einem mehrschichtigen Ereignis über die Unvorhersehbarkeit der Wahrnehmung verdichtet.

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