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Eröffnung Freitag, 14. September 2007, um 19:00 h

Die Ausstellung der deutschen Künstlerin Susanne Kühn (*1969) ist die erste umfangreiche Präsentation ihrer Arbeit in einer öffentlichen Institution. Sie bezeichnet die Rückkehr der Künstlerin in ihr Heimatland, nachdem sie, gleich nach ihrem Abschluss an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, sieben Jahre lang in den USA gelebt und gearbeitet hat. Ihren Fokus setzt die Ausstellung auf große Leinwände und Zeichnungen der letzten fünf Jahre. Im Jahr 2008 ist nach Freiburg der nächste Ausstellungsort das Museum of Contemporary Art in Denver, Colorado. Susanne Kühn lebt und arbeitet seit 2002 in Freiburg.

In den Bildern von Susanne Kühn finden sich sämtliche Elemente traditioneller Landschaftsgemälde oder Interieurs wieder: dichte Wälder, detailgetreu dargestelltes Unterholz, glitzernde Wasserfälle, intensives Mondlicht und Wanderer in den Landschaften, Fenster, Säulen, Treppen und Sitzarrangements in den Interieurs. Schnell wird jedoch klar, dass diese Orte, ob drinnen oder draußen, mit einer unberechenbaren Energie aufgeladen sind, die die gesamte Szenerie in eine unaufhörliche Bewegung versetzt. Kühn malt zwar primär realistisch, dennoch stellen sich uns definitiv keine realen Wälder oder Räume dar. Trotz strenger Kompositionen und oft künstlich anmutender Szenerien, sind diese Bilder zu komplex, um sie in Bühnenbilder zu übersetzen; mit ihrem stark epischen Charakter sind sie eher Fantasien der Gegenwart, die Elemente aus verschiedenen Zeiten und Kulturen auf magische Weise an einem Ort vereinen.

Kühns Bilder bedienen sich des erhabenen Glanzes der Romantik, um visuellen Erfahrungen, die mehr an virtuelle Räume in Computerspielen erinnern, Atmosphäre zu verleihen. Der immer wieder auftauchende Wasserschwall und künstliche Blasen und Spritzer erinnern an die Pop-Art so wie an die Ästhetik von Comics. Susanne Kühn kam in Amerika mit der asiatischen Kultur in Berührung und wurde vor allem von japanischen Rollbildern und Holzschnitten beeinflusst, die in einigen Bildern zur Darstellung Hokusai-artiger Flüsse geführt haben. Das Gefühl der Bewegungsfreiheit rührt aber auch von der in der Komposition angelegten Perspektivvielfalt her, die durch die künstlerische Konvention der Renaissance beeinflusst, verschiedene Objekte in einem Bild aus jeweils unterschiedlichen Blickwinkeln präsentiert.

Kühn macht jedoch keinen qualitativen Unterschied zwischen Quellen aus der Kunst und persönlichen Gegenständen. Durch das Einbringen privater Objekte in archetypische Landschaften eignet sie sich auch diese an. Eine Reihe ihrer Landschaften stellt Tannen, steile Hänge und Gasthöfe des Schwarzwalds dar, in dessen Nähe sie heute lebt, während persönliche Gegenstände subtile und oft amüsante Verbindungen zwischen scheinbar unzusammenhängenden Aspekten eines Bildes darstellen. Auch stammen die weiblichen Figuren, die sich in den Räumlichkeiten bewegen, aus Kühns Freundeskreis in Freiburg. Die menschliche Präsenz gibt dem Betrachter einen Bezugspunkt, mit dessen Hilfe er/sie die proportionalen Verhältnisse zwischen den verschiedenen Elementen beurteilen kann.

Für Kühn ist vor allem der Prozess des Malens wesentlich. Sie spielt mit einem großen Spektrum an Maltechniken: von der Porträtmalerei mit einer Grundierung in der Tradition Alter Meister angefangen, bis hin zur Gestaltung von Schatten, die durch eine dünn aufgetragene Farbschicht entstehen. Gleichzeitig wechselt sie zwischen expressiven Pinselstrichen und einer flächigen Malweise, wenn es darum geht, Menschen darzustellen. Dass Kühn weniger daran interessiert ist, gefällige Bilder zu malen, als daran, die Möglichkeiten der Malerei auszuloten, zeigt sich an ihrer Vorgehensweise, Erwartungen zu enttäuschen, Sicherheiten zu erschüttern und die Lesbarkeit ihrer Werke zu erschweren. Nichts ist, wie es auf den ersten Blick scheint, und alles existiert in einer fließenden, offenen Bewegung zwischen Stilen, Genres und Techniken, die die Tradition zunächst anerkennt, um sich im nächsten Augenblick darüber hinweg in eine räumliche Realität zu begeben, die uneingeschränkt der Künstlerin selbst gehört.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (Hatje Cantz Verlag).

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Susanne Kühn