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STUTTGART ERÖFFNUNG 4. DEZEMBER 2014, 19 - 22 UHR

Die Ausstellung Drift von Susanne M. Winterling vereint eine Serie von Arbeiten, die Solidarität, Empathie und Immersion in den Blick nehmen. Es sind jene Kräfte, die das gesellschaftliche Leben erst als Realität erfahrbar machen. Wir verstehen die Bilder, die uns umgeben, in die wir uns immersiv hinein versetzen, durch unsere Körpererfahrung und unsere Lebensform. Nur dadurch werden wir entweder von einem bestimmten Bild angezogen oder befremdet. Worauf wir reagieren, folgt keiner einfachen Logik, sondern ist Teil eines prekären Prozesses der Subjektivierung, eingebettet in politische und wirtschaftliche Parameter der Fragilität.

Der Vorgang der Immersion geht mit einer Verschiebung, einer Brechung einher, die die kollektive Produktion von Subjektivität innerhalb eines gemeinschaftlichen Alltags mehr beschreibt als es die Reflexion zuließe. Im Vorgang der Immersion zeigt sich, im Sinne der Lichtbrechung, eher die kollektive Produktion von Subjektivität innerhalb eines gemeinschaftlich gelebten Alltags. Diese von Brüchen durchzogene Dynamik der Immersion manifestiert sich nicht nur in unserem Verhältnis zu Technologien wie Bildschirmen oder Mikroskopen oder Oberflächen wie Retina-Displays, hautähnlichem Fotopapier oder glänzendem Aerogel, sondern auch in Schlaf und unseren Möglichkeiten, mit Tieren, Pflanzen und der unbelebten Materie als Teil unseres Ökosystems in Wechselwirkung zu sein.

Drift schlägt Metaphern für diese Dynamik der Brechung vor. Im Vordergrund steht dabei die Taktilität der Bilder und besonders das Phänomen der Biolumineszenz, die Fähigkeit zur Lichtproduktion, die in vielen, häufig im Meer lebenden Lebensarten, zu finden ist, unter ihnen eine besondere Form von Plankton: die älteste lebende Materie unseres Planeten. Wie ein lebender Touchscreen verkörpert diese Planktonart die elementarsten Prinzipien der Berührung als spektakuläre Visualität einerseits und potenziellen Toxizität andererseits.

Drift unternimmt durch die Arbeit mit der Kamera, dem Mikroskop oder Teleskop einen Versuch der Empathie mit jenem biologischem Leben und hebt hervor, was uns als Menschen darin ausweist.