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Die Kunsthalle Tübingen zeigt eine umfassende Werkschau des international aufstrebenden dänisch-israelischen Künstlers TAL R. Der 1967 in Tel Aviv als Tal Rosenzweig geborene und in Kopenhagen lebende Düsseldorfer Akademieprofessor hat seiner Ausstellung den rätselhaft-reizvollen Titel »You Laugh an Ugly Laugh« gegeben. 26 Gemälde, 38 Skulpturen, 12 Collagen sowie eine Reihe von graphischen Arbeiten - insgesamt 110 Werke verdichten sich in Tübingen zu einer labyrinthischen Wunderkammer, die den Besucher vom 11. Juli bis zum 4. Oktober 2009 zum Begehen und Erforschen einlädt.

Wegen ihrer Üppigkeit, ihrer Farbenpracht und ihres Artenreichtum ist die Kunst des TAL R wohl am ehesten mit einem Dschungel zu vergleichen: Von faszinierender Schönheit ist sie, und doch bleibt sie rätselhaft und gefahrenvoll. Der 1967 in Tel Aviv als Tal Rosenzweig geborene Düsseldorfer Akademieprofessor steht oft selber ganz ratlos vor seinen Arbeiten. »Ich habe immer einen Plan«, so beschreibt der international überaus erfolgreiche Akteur seine Herangehensweise, »immer einen Weg, dem ich folgen möchte. Aber am Ende interessiert mich viel stärker der Punkt, an dem meine Idee gewissermaßen umkehrt und mir ins Gesicht spuckt oder mich zurückweist«. Nicht um die planvolle Umsetzung seines Entwurfs geht es ihm letztendlich, sondern um die unberechenbare Dynamik, die im Zuge seiner künstlerischen Arbeit stets an Fahrt gewinnt.

Den Besucher erwarten dann auch merkwürdige Fabelwesen: »Lars Larssen« etwa, eine über zwei Meter hohe, zitronengelbe Kugel aus Fahrradfelgen und Speichen, die auf einer rollenden Europalette Platz gefunden hat, oder »Freda«, eine lebensgroße Puppe, die mit ihrem siebenschichtigen schuppigen Stoffkleid einer russischen Babuschka-Puppe gliche, wäre da nicht ihr widerspenstiger weißer Kopf, der mit farbig bemalten Kronkorken bespickt ist. Immer spinnt der in Kopenhagen lebende und arbeitende TAL R Gegenstände ein, die ihren Gebrauchswert verloren haben. Mit einem »Kobolljnik« vergleicht er daher auch sein Schaffen - einem Begriff für den kollektiven Abfalleimer in israelischen Kibbuzim, der im übertragenen Sinn auch auf wahllose Wissensanhäufung Anwendung findet. Ebenso sammelt auch TAL R seine Motive zusammen. Pornos gelten ihm ebenso viel wie Picasso, Rembrandt ebenso viel wie russische Volkskunst, ein chinesisches Handbuch zur Boxkunst ebenso viel wie afrikanische Skulpturen und japanische Mangas ebenso viel wie die Bilder seiner dänischen Künstlervorbilder Asgar Jorn oder Per Kirkeby.

Auf einen tieferen Sinn, eine moralische Wertung oder eine ordnende Struktur kommt es dem Künstler nicht an. Er sieht seine Aufgabe darin, die Bilder unserer Kultur nach ästhetischen Gesichtspunkten in Verbindung zu setzen. Wer in der Kunsthalle Tübingen umhergeht zwischen seinen Patchwork-Decken, auf denen Grafiken wie ein Picknick dargeboten werden, wer seine bemalten Bronzegüsse oder seine hochglanzlackierten Holzskulpturen betrachtet, oder seine Gespinste aus Schnüren, Müll und Zellstoff, seine Filme, seine Collagen und seine mal abstrakt- ornamentalen, mal naiv-figurativen Gemälde beschaut, der verliert sich nur all zu gerne in die labyrinthischen Nebenwege der wundersamen Kunst des TAL R. Auf die Frage, was er mit all dem bezwecken wolle, antwortet er unverfroren: »Ich möchte Aufmerksamkeit erregen, ich möchte gefallen.« Aber freilich vermittelt der Parcour durch die 110 Werke der Ausstellung auch ein Gefühl von Freiheit und die wunderbare Gewissheit, dass gerade auch in unseren verworrenen Gedanken eine höchst produktive Kraft steckt.

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Tal R
You laugh an ugly laugh