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Vernissage: Mittwoch, 27. August 2008, 17 bis 20 Uhr

Es freut uns ausserordentlich, Tatjana Gerhard erstmals in einer Einzelausstellung bei Rotwand präsentieren zu können.

Tatjana Gerhards Ausstellung umfasst eine Auswahl neuer Ölbilder auf Lein-wand. Die meisten sind kleinformatig, aber auch die jüngsten Experimente der Künstlerin mit grösseren Formaten sind vertreten. Wie in ihren früheren Gemälden auf Plastik verwendet Gerhard lose aufgetragene Pinselstriche dünner Farbe, doch ihre neuen Arbeiten haben eine noch flüchtigere Quali-tät. Der intuitive Zugang der Künstlerin und die spontane Ausführung sind eingeschrieben in den Fluss der Zeichen. Zugleich ist der Malstil ein integraler Aspekt ihrer Thematik, einer Welt in der Schwebe, die stets ungreifbar bleibt, wie die vagen Traumfragmente, die uns beim Erwachen entwischen.

Viele ihrer Gemälde zeigen Einzelfiguren oder Paare, die in ihren Gesten und Beziehungen zueinander die Widersprüche der menschlichen Natur symboli-sieren. Bedrohlich und verletzlich, unschuldig und aggressiv, sind sie Erwachsene und Kinder zugleich, manchmal verbinden sie gar Mensch und Tier. Die physische Intimität von Spielende I beispielsweise lenkt ab von den maskengleichen Gesichtern der Figuren und ihren unnatürlichen Posen. Ver-lassen und seltsam abgeschnitten von ihrer gespenstischen Umgebung blicken sie, wie die Figur in Spiegelung, den Betrachter mit einer intensiven Unmittelbarkeit an.

Die Gemälde, die durch menschliche Abwesenheit gekennzeichnet sind, haben eine komplexere Struktur. Vor dunklem Hintergrund deuten bühnenhaft Tore und Eingänge zu Gebäuden Räume jenseits der Bildoberfläche an, während düstere Interieurs zu psychologischen Räumen werden, losgelöst von Zeit und Ort. Gerhards dunkle Palette weicht juwelenhaften Farben in Gemälden, die Fantasiefragmente beschwören, wie zum Beispiel das Flickenwerk von Dächern oder Feldern in Ebene und der Fuchs unter den Märchenlichtern in oT. Der weisse Grund in einer Reihe von Gemälden verstärkt das Geheimnisvolle ihres Werkes: Die Gebäude strahlen, ein Gesicht leuchtet auf im Licht einer Taschenlampe und im Gegensatz dazu erscheinen Dinge oder Gedanken, die im Unterholz lauern, umso bedrohlicher. Mit der Leichtigkeit des Farbauftrags intensiviert Gerhard in ihren neuen Werken die ambivalente Beziehung zwischen der Melancholie und dem Absurden.

Text Felicity Lunn

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Tatjana Gerhard