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Ted Partin fokussiert in seinen Fotoarbeiten Menschen einer jungen amerikanischen Generation, die sich losgelöst von ihrer sozialen Herkunft und Stellung allein durch ihren Willen zur Individualität gegenüber der Welt behaupten. Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die in einem aufwendigen analogen Verfahren entstehen, besetzen den unbestimmten Raum zwischen dokumentarischer und inszenatorischer Fotografie und lösen damit beim Betrachter eine Kette von widerstreitenden emotionalen Erfahrungen aus.

Eyes Look Through You stellt rund 50 dieser Fotoarbeiten aus den Jahren 2003 bis 2009, darunter auch eine neu begonnene Reihe von Farbfotografien, vor. Mit der Ausstellung im Museum Haus Esters präsentieren die Kunstmuseen Krefeld das Werk von Ted Partin erstmals im musealen Kontext.

Der Titel der Ausstellung, Eyes Look Through You, beschreibt treffend die Wirkung der Fotografien von Ted Partin auf den Betrachter. Die unterschiedlichen jungen Menschen, die Partin im h.uslichen Ambiente, auf den Stra©¨en von Gro©¨st.dten, im Auto oder im Freien festgehalten hat, schauen uns zumeist unverwandt und offen an. Ihre Blicke ziehen uns immer wieder in den Bann, und dennoch scheinen nicht allein wir als Betrachter der Adressat der augenblicklichen Aufmerksamkeit zu sein. Vielmehr sind die Personen, obwohl sie w.hrend der Aufnahme unmittelbar in das Objektiv schauen, offenbar auch mit sich selbst besch.ftigt. Der Betrachter wird damit zum Vertrauten und Voyeur zugleich.

Diese eigentümliche Stimmung der Fotografien nimmt ihren Ausgangspunkt in dem traditionellen Aufnahmeverfahren, das Ted Partin anwendet und das der Schnelllebigkeit des heutigen digitalen Bildtransfers diametral entgegensteht: Partin arbeitet mit einer 8 x 10 Zoll Deardorff Fachkamera, einer Plattenkamera, deren Ausstattung an technische Vorgehensweisen des 19. Jahrhunderts erinnert. Das Aufbauen und Einrichten dieser Kamera erfordert einen erheblichen zeitlichen Aufwand. In dieser Phase stimmen sich der Fotograf, die Kamera und das Motiv, der Mensch, aufeinander ein. Es entsteht ein Bewusstsein für die Wahrnehmung des jeweils anderen. Der aufwendige fotografische Prozess l.st zugleich eine Betrachtung des Selbst bei der dargestellten Person aus, die sich ebenso in das Bild einschreibt. Die Menschen pr.sentieren sich in den Fotografien von Ted Partin daher immer in einer Art natu?rlicher Pose, einer Haltung, in der sich ein privater und öffentlicher, ein intimer und distanzierter Anteil vermischen.

Diese widersprüchliche Wirkung der Fotografien basiert auf dem dokumentarischen und inszenatorischen Gehalt, die beide in den Arbeiten zum Tragen kommen. Partins Fotoarbeiten sind weder Schnappschüsse noch künstlich erzeugte Phantasiewelten. Dennoch erheben sie einen dokumentarischen Realit.tsanspruch und behaupten darüber hinaus einen filmischen Inszenierungswillen. Konzentriert man sich bei der Betrachtung beispielsweise allein auf den filmischen Anteil, so l.sst sich in einigen Arbeiten eine dunkle, geheimnisvolle Stimmung ausmachen, wie man sie aus Mystery-Produktionen kennt.

Ted Partin, der 1977 in Tarrytown, New York, geboren wurde und in New York City lebt, hat bei dem berühmten ‚street photographer’ Tod Papageorge und bei Gregory Crewdson studiert, den die Kunstmuseen Krefeld 2006 mit seinen von der Filmproduktion inspirierten Fotografien vorstellt haben. Diese künstlerischen Pole hat Ted Partin vereint und weitergeführt. Er selbst stellt seine Interpretation des Menschenbildes, einem der zentralen Themen in der Fotografiegeschichte, in die Tradition von August Sander, Diana Arbus und Judith Joy Ross. Zu den rund 50 Fotoarbeiten in der Ausstellung Eyes Look Through You geh.rt neben dem gro©¨en Anteil der Schwarz-Wei©¨-Fotografien auch eine Reihe von Farbaufnahmen, die erstmals gezeigt wird: Seit Ende des Jahres 2009 setzt sich Ted Partin mit der Farbfotografie auseinander und verwendet hierfür ein spezielles Verfahren, bei dem er Fotopapier in der Kamera direkt belichtet. Auf diese Weise strebt der Künstler ein gr.©¨eres farbr.umliches Volumen in den Aufnahmen an. Es entstehen Unikate, die dem einzigartigen Prozess der Aufnahme entsprechen.

Speziell für die Pr.sentation im Museum Haus Esters hat Ted Partin eine Auswahl aus seinem Werk getroffen, neue Aufnahme angefertigt und diese Fotoarbeiten zu erz.hlerischen Reihen kombiniert.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Klaus Honnef, Jeffrey Ladd und einen Gespr.ch von Sylvia Martin mit Ted Partin im Hirmer Verlag.