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Die Sammlung wurde 1965 gegründet und ihr Schwerpunkt lag bis 1990 auf Kunst aus der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und aus der DDR. Ab 1990 gelangten Werke aus der Bundesrepublik und aus Polen (Druckgrafik) in den Bestand. Die Arbeiten sind von unterschiedlicher Stilistik, das bedeutet, dass sich hier ebenso Positionen des „Gegenstandslosen“ befinden, die man mit dem etwas vagen Begriff der abstrakten Kunst charakterisieren kann. Damit sind unter anderem Werke der konstruktiven, der konkreten, der abstrahierenden, der minimalistischen oder der informellen Kunst gemeint. Seit 1991 stellt das Museum keine Dauerausstellung mehr vor. Dafür wird jedes Jahr unter einem anderen Aspekt eine neue Exposition konzipiert und in diesem Jahr widmen wir uns diesen abstrakten Tendenzen.

Die abstrakte Kunst wurde, wie überhaupt jede Form der Kultur, im Kalten Krieg (1945 – 1990) zwischen den kapitalistischen und kommunistischen Weltmächten (USA-UdSSR/ West-Ost) politisch instrumentalisiert. Sie galt in den Fünfzigern im Westen als die „Weltsprache der Kunst“ – und somit als Inbegriff der absoluten Freiheit in der bürgerlichen Demokratie. Abstrakt zu arbeiten geriet in dieser Zeit zu einem „ungeschriebenen“ Diktat, die Figuration wurde als veraltet, als postfaschistisch oder kommunistisch kontaminiert gedeutet. Anders im politischen Ostblock. Seitens der Sowjetunion kam es zur Verordnung des sozialistischen Realismus (Formalismusdiskussion um 1950), als die linientreue Malweise für Künstler in der DDR. Wer abstrakt arbeitete, konnte als Staatsfeind diffamiert werden. Die Künstler gerieten so in Ost und West in das Joch der tagespolitischen Polemik. Nichts desto nahmen auch in der DDR Künstler den produktiven Dialog mit der gegenstandlosen Kunst auf. Nicht selten kam es dabei zu Behinderungen seitens des Staates.

Doch diese Ausstellung geht weit über den Zeitraum der DDR-Existenz hinaus und zeigt bis in die unmittelbare Gegenwart hinein die visuelle und geistige Vielfalt des Arbeitens mit „ungegenständlichen“ Formen. Es wird ersichtlich, dass die einstige politisch-kulturelle Polemik des „Entweder – Oder“ (es war auch immer eine scharf geführte Polemik zwischen den einzelnen Künstlern) heute an motivierender und demotivierender Kraft verloren hat. Von den vorgestellten 29 Künstlern mit ihren rund 100 Kunstwerken beschäftigen sich einige von ihnen ausschließlich mit geometrischen Formen oder mit einer nicht abbildhaften Formensprache. Andere wiederum haben nur Werksphasen, in denen nichts mehr Gegenständliches auftaucht. Weiterhin gibt es Konzeptionen, zu denen ein stetes Wechseln zwischen Gegenständlichem und Ungegenständlichem gehört oder die Sprache so gewählt wird, dass sie eine Idee ästhetisch am effizientesten repräsentiert. Gewiss ließen sich noch anderer Fassetten aufzählen, doch ein gutes Kunstwerk lässt sich nicht in formale Schubladen stecken und strebt nach Entgrenzung des Bekannten.

Armin Hauer

Künstler: Karl-Heinz Adler (1927), Horst Bartnig (1936), Matthias Geitel (1962), Hermann Glöckner (1889 – 1987), Rainer Görß (1960), Eberhard Göschel (1943), Jürgen Gustav Haase (1947), Kathrin Harder (1969), Jörg Herold (1965), Veit Hofmann (1944), Günther Hornig (1937), Matthias Jackisch (1958), Jörg Jantke (1952), Max Lachnit (1900-1972), Manfred Luther (1925), Wilhelm Müller (1928 – 1999), Hermann Naumann (1930), Maren Roloff (1964), Gil Schlesinger (1931), Helmut Senf (1933), Strawalde (d. i. Jürgen Böttcher) (1931), Erika Stürmer-Alex (1938), Inge Thiess-Böttner (1924 – 2001), Dieter Tucholke (1934 – 2001), Michael Voll (1948), Falko Warmt (1938), Olaf Wegewitz (1949), Eva-Maria Wilde (1972), Ruth Wolf-Rehfeldt (1932), Willy Wolff (1905 – 1985)

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TENDENZ ABSTRAKT
MALEREI, OBJEKTE, GRAFIKEN
aus der Sammlung des Museums Junge Kunst
Ort: RATHAUSHALLE / FESTSAAL
Kurator: Armin Hauer

Künstler: Karl-Heinz Adler, Horst Bartnig, Matthias Geitel, Hermann Glöckner, Rainer Görß, Eberhard Göschel, Jürgen Gustav Haase, Kathrin Harder, Jörg Herold, Veit Hofmann, Günther Hornig, Matthias Jackisch, Jörg Jantke, Max Lachnit, Manfred Luther, Wilhelm Müller, Hermann Naumann, Maren Roloff, Gil Schlesinger, Helmut Senf, Strawalde (Jürgen Böttcher), Erika Stürmer-Alex, Inge Thiess-Böttner, Dieter Tucholke, Michael Voll, Falko Warmt, Olaf Wegewitz, Eva-Maria Wilde, Ruth Wolf-Rehfeldt, Willy Wolff