press release only in german

Die Kunsthalle Fridericianum widmet dem amerikanischen Künstler Terry Fox, 1943 in Seattle geboren, anlässlich seines 60. Geburtstages eine größere Ausstellung. Sowohl in Europa als auch in Amerika taucht sein Name hauptsächlich in Zusammenhang mit der Entstehung von Body Art auf. Bereits 1970 veranstaltete er gemeinsam mit Joseph Beuys eine Performance in der Kunstakademie Düsseldorf und lud ein Jahr später Vito Acconci und Dennis Oppenheim zu einer gemeinsamen Aktion in eine New Yorker Galerie ein. Dennoch nimmt Terry Fox’ Arbeitsweise innerhalb des Kunstgeschehens eine eigenständige Position ein, die nicht zuletzt auf sein ephemeres Auftreten zurückzuführen ist. Auf der Suche nach einer neuen Form der Kommunikation, entschied er sich dafür, den Kontext seiner Kunst selbst zu bestimmen. Anstatt Arbeiten von dauerhaftem Charakter zu schaffen, waren seine Performances geprägt von der Flüchtigkeit und einer real-zeitlichen, unmittelbaren Präsenz. „Die einzigen Leute für die die Kunst existiert, sind die Anwesenden und nur während dieser Zeit existiert die Kunst“ (Terry Fox). Frühe Aktionen kündigten alltägliche Straßenszenen als öffentliches Theater mit festgelegten Zeitpunkten auf Plakaten an. Auf einem Wochenmarkt in London vermischten sich somit unerkennbar das eingefundene Publikum mit den ungewollten Akteuren. Das herbeigeführte Geschehen hob sich nahezu unmerklich vom vorgefundenen ab, es passierte mittendrin und ohne objektive Distanz. Fox selbst fasst sein Interesse an der Performance als ein alltägliches Zusammentreffen auf, als etwas, das sich zwischen den Menschen ereignet. Seine verstärkte Zuwendung zum Element Klang als künstlerischem Ausdrucksmittel ist vor diesem Hintergrund zu verstehen.

„Der Klang ist ein Mittel der Kommunikation, eine universelle Sprache. Er dringt in das gesunde Ohr ohne Hindernisse der Sprache oder Vorurteile ein. Er wird von jeder Kultur auf demselben Wege wahrgenommen: über den Gehörgang. Er dringt ohne Einverständnis des Hörers in das Ohr ein (...). Die Performance ist für mich ein Versuch, eine Sprache oder Kommunikationsmethode zu entdecken, die diese Barrieren überwindet wie der Klang.“ (Terry Fox)

Im Rahmen von Klang-Performances oder Klanginstallationen setzt sich Terry Fox immer wieder mit den akustischen Eigenschaften alltäglicher Dinge auseinander. Dabei dienen ihm der umgebende Raum oder die Gegenstände als Resonanzkörper; er selbst tritt nur als ein weiteres auslösendes Element auf, das die den Dingen innewohnende Energie sichtbar bzw. hörbar macht. Die Nähe zu der von John Cage herbeigeführten Überwindung konventioneller Kompositionen und Instrumente und des Versuchs - vor allem der Fluxus-Bewegung – Musik zu visualisieren, liegt auf der Hand. Doch sein Einsatz akustischer Mittel, die den Raum selbst zum Klangkörper werden lassen und dessen implizite Eigenschaften offenbaren, macht sogleich den Unterschied deutlich. Ebenso wie der Klang breiten sich auch seine Textarbeiten immer mehr im Räumlichen aus. Seit den 80er Jahren hat Terry Fox verstärkt das Verhältnis von Text und Bild untersucht und auf die nicht länger hinterfragte Bedeutung von Begriffen und Zeichensystemen für den Sprachgebrauch verwiesen. Rätselhafte Sprachspiele oder ein sich über viele Wände ausbreitender Text, der Buchstabe für Buchstabe abgegangen werden muss, machen die Worte sinnlich erfahrbar und sensibilisieren die Wahrnehmung.

Terry Fox’ Arbeitsweise lässt sich nicht in verschiedene Phasen einteilen. Vielmehr entsteht im prozesshaften Vorgehen über Jahre hinweg ein dichtes Gewebe aus wiederkehrenden, neu gefundenen, intermedial vernetzten Situationen, die immer wieder neu ausgelotet werden. In dieser Hinsicht erscheinen seine erzeugten Welten auch nie als übergestülpte Texturen, sondern Außen- und Innenwelt bedingen sich kontinuierlich. Die Barrieren verschwimmen und stellen keine voneinander unabhängigen Parameter dar. Die Textur des Ortes wird zur Textur der Arbeit, um so gleich wieder die des Ortes zu werden. Diese Gestik des steten Wiederaufgreifens, des Zerlegens und Erneuerns erprobter Methoden und Erfahrungen wird auch in der neu konzipierten Ausstellung zum Ausdruck kommen. Ein Bereich der Ausstellung im Fridericianum wird frühere Aktionen in Form von filmischem, fotografischem, vertontem Material dokumentieren, ein weiterer seine vielfältig (re-)arrangierten akustischen und objektbezogenen Arbeiten sowie Zeichnungen und Partituren umfassen.

Am 25. Juni wird Terry Fox mit einer Klangperformance ein Performance-Wochenende in der Kunsthalle eröffnen.

Pressetext

only in german

Terry Fox - (RE/DE) CONSTRUCTIONS &c.