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In der Eröffnungsausstellung nach der heissen Sommerpause vereinigt die Galerie ArteF Beiträge von 32 hochrangigen Künstlern (von Edward Weston über Ralph Gibson und Horst bis Andres Serrano und Araki), die jeweils von verschiedenen Blickwinkeln, zeitlichen Richtungen und in unterschiedlichsten künstlerischen Strategien eines gemeinsam haben: den sinnfreudigen Blick auf den unverhüllt menschlichen Körper freizugeben.

Die Fotografien reichen von den Momentaufnahmen eines William Klein oder den luftigen Schnappschüssen eines Aaron Siskind, Reportagebilder aus der berühmten Serie Love on the Left Bank Ed van der Elskens, raffiniert ausgeleuchteten Studiophotografien eines Herb Ritts oder Horst P. Horst, bis hin zu Eikoh Hosoes und Lillian Bassmans experimentellen Fotografien. Die in der Nachkriegszeit vom Surrealismus beeinflussten ‚Teilgliederung' des Körpers findet sich bei Kenro Izu perfekt ausgeprägt. Für diese Ausstellung wurden mit wenigen Ausnahmen nur Einzelbilder ausgewählt. Diese gezeigten Fotografien sind nicht Ausdruck eines interesselosen, ästhetischen Wohlgefallens, sondern formulieren Blicke, welche Beziehungen ausdrücken, die die ganze Skala erotischer und sinnlicher Vorstellungen umfassen.

Die Aktfotografie gehört seit jeher zu den archetypischen Themen, die in der heutigen, (von der Werbung und Mode gesättigten Ästhetik) einen neuen Zugang zur sexuellen Identität und zur Befindlichkeit des Körpers in der Gesellschaft ermöglicht. Betrachten wir nur an die Fotografie Robert Mapplethorpes: wie kein anderer Fotograf hat er das von jeher mit einem Tabu verbundenen Zurschaustellen des menschlichen Körpers in seinem gesamten Werk durchbrochen und erweitert. Als Menschen lieben wir alle den Genuss. Der Körper ist es, was man selbst ist und Wissen fängt mit dem Verlangen an. Jeder Blick auf einen unbekleideten Körper beinhaltet immer auch ein gewisses Mass an Verletzlichkeit, Sexualität und Vergänglichkeit. Diese Ausstellung bei ArteF vereint die abstrakt kühle Schönheit des Künstlichen mit der warm sinnlichen Seite des Stofflichen.

Zu Beginn der Fotografie war der Akt in der Gesellschaft auf zwei Formen reduziert: die schwülstige Salonmalerei eines Bourgereau oder die schmuddeligen Aktkarten griechische Statuen nachahmender Zimmermädchen. Heute verdrängt die faltenfreie, retouchierte, keim- und fettfreie Ästhetik der Werbung und ihre suggestiven Bilder vom perfekten Körper den ‚erotischen Blick' und reduzieren den Akt in der Fotografie zur Projektionsfläche unserer perfektionistischen Träume. Die Ausstellung bei ArteF verwischt das Verhältnis öffentlich/privat und wirft die Frage nach Normen der Körperschönheit im Zeitalter von Gentechnik und Bodybuilding, kosmetischer Eingriffe und einer immer dominanter werdenden Industrie des Körperkultes auf und ist zugleich ein Aufruf an alle Besucher, den ‚erotischen Blick' der Intimität für sich selbst wieder zu entdecken. Dieser sensible Blick hinterfragt die Rollen und Erscheinungsbilder und lässt den Betrachter in eine Welt ruhiger Intimität und Eleganz sowie dem sinnlichen Humor des Aktes in der Fotogeschichte eintauchen.