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Die Fotografische Sammlung des Museum Folkwang zeigt vom 5. April bis 15. Juni Arbeiten der Londoner Fotografin Jo Longhurst. Seit mehreren Jahren stehen Whippets, eine bei britischen Züchtern sehr beliebte Windhundrasse, im Mittelpunkt ihres fotografischen Interesses. Sie beobachtet Züchter von Whippets bei ihrer komplexen Suche nach Perfektion und fotografiert die Gestalt und Form von Hunden mit unterschiedlichen Stammbäumen.

Auch wenn Jo Longhurst ausschließlich Hunde abbildet, gilt ihr Interesse der Beziehung zwischen Mensch und Tier, in welcher Macht, Kontrolle, Liebe und Begehren eng miteinander verknüpft sind. Die Künstlerin nutzt Darstellungsweisen, die bisher in der Fotografiegeschichte Porträts von Menschen vorbehalten waren und versucht so der Individualität der Hunde näher zu kommen. In der Ausstellung werden 12 Werke und Installationen gezeigt. The Refusal ist Jo Longhursts erste Museumsausstellung.

Die English Whippets, frühere Jagdhunde, sind heute vor allem bei Züchtern beliebt. Jo Longhurst stellt mit ihrer Arbeit Fragen nach der Individualität der Tiere, deren Stammbäume über Jahrzehnte hinweg exakt nachvollziehbar sind. Die Ausstellung ist in zwei Bereiche unterteilt: Fotografien, die sich auf das klinische Interesse der Züchter beziehen ein perfektes Rassetier zu erschaffen, und Werke, in denen sich der Wunsch der Tierhalter nach einer intimen, aber ausschließlich menschlich konnotierten Beziehung zu den Hunden äußert.

In der Kunstgeschichte ist die Darstellung von Tieren, als Symbole, Metaphern oder Allegorien seit der Antike ein beliebtes Sujet, der Hund wird aber nur selten um seiner selbst Willen, als Hund dargestellt. Jo Longhurst versucht die Tiere jenseits von menschlichen Zuschreibungen, Moralvorstellungen und anderer Kategorien zu fotografieren, um ihre Individualität und Identität zu erhalten. Die Porträts der elegant und gleichzeitig zerbrechlich erscheinenden Hunde in der Reihe „I know what you are thinking“ suggerieren dennoch unwillkürlich täuschend echte Blickkontakte zwischen Betrachter und Tier. Dahinter steht die menschliche Illusion, Tiere verstehen zu können, sie zu anthropomorphisieren, d.h. menschliche Eigenschaften auf nicht-menschliche Lebewesen zu übertragen. Für die Fotografin führt die Unmöglichkeit, die Blicke eindeutig zu interpretieren, zu der Möglichkeit, ein anderes menschliches Selbstbild zu entwickeln.

Der Titel der Ausstellung „The Refusal“ bezieht sich auf eine neue Arbeit, bei der sie die Reaktion der Hunde auf Spiegel bzw. auf ihr eigenes Spiegelbild fotografisch erfasst. In einer Installation versetzt sie die Besucher in eine ähnliche Situation. Die Ausstellung umfasst neben großformatigen und stereoskopischen Fotografien, Videoinstallationen und Projektionen. Einzelne Arbeiten von Jo Longhurst waren zuletzt 2005/2006 in der großen Tier-Ausstellung „nützlich, süß und museal./das fotografierte Tier“ im Museum Folkwang zu sehen.

Zur Ausstellung erscheint eine Publikation im Steidl Verlag und Druck, Göttingen.