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Begegnungen von Kulturen und Menschen zu ermöglichen, Einblicke und Überblicke zu schaffen, einen Beitrag zum gegenseitigen Verstehen zu leisten, das gehört zur Vermittlungsarbeit des Haus der Völker. Von allen Kulturen das Beste zu zeigen, bleibt das Ziel der Ausstellungen, die immer wieder neu und voller Überraschungen sein sollen. Die kommende Soderausstellung wird diesen Ansprüchen gerecht. Zwei Künstler von Rang begegnen sich vor dem Hintergrund einer gemeinsamen Intuition. Leon Pollux und Dominique Zinkpé, der eine Schwarzafrikaner und bekennender Animist, der andere ein in München lebender Künstler mit akademischen Hintergrund, dessen Arbeiten vom Spirit of Africa inspiriert sind. Zwei eigenständige Künstler mit unterschiedlichsten Biografien in einem spannenden Gegenüber, das vom Gemeinsamen, nicht vom Trennenden beflügelt wird. Dominique Zinkpé lebt in Benin und, obwohl er auch in Frankreich gelebt und sehr erfolgreich gearbeitet hat, möchte er vorerst seine Heimat nicht verlassen. Große Ausstellungen auf Biennalen in Brasilien und dem Senegal oder solche in Südafrika und seiner Heimatstadt Cotonou waren Stationen seiner Laufbahn. Köln und Berlin, Paris oder Marseille waren Schauplätze seiner Aktionen, von denen besonders jene ums „Taxi Wallaï“ in Erinnerung geblieben sind. Zinkpé ist kein in Europa ausgebildeter Künstler, der dem Diktat der Galerien folgt und marktorientiert sein Publikum bedient. Er hat mit Leon Pollux gemeinsam, dass im Vordergrund seiner Interessen große Installationen und Bildwerke stehen, die sich nur schwer vermarkten lassen. In ihnen sieht er sich selbst verwirklicht, sie sind es, die seine Identität als Künstler mitbestimmen. Als Hauptakteur eines Festivals in Benin kreierte er Fahrzeuge, die als Parodie auf jene gedacht sind, die real die Straßen dieser Stadt befahren. Durch Überhöhungen Bewusstsein schaffen und durch furchtloses Aufzeigen der Missstände diesen entgegen treten, ist das Ziel jeder kritischen Kunst. Im Haus der Völker werden es seine großformatigen Bilder sein, die in menschliche Abgründe blicken lassen und nicht ohne Humor die bedrohliche Weltsicht magisch agierender Menschen zeigen. Leon Pollux erschüttert mit Arbeiten, denen der Humor abhanden gekommen ist. Muslimische Märtyrermütter, uniform und schmucklos vor den Gräbern ihrer Söhne. Figurengruppen, die sich dem Vergessen entziehen, die erschüttern und das denkende Bewusstsein zum Schäumen bringen. Androgyne Figuren und Skulpturen von hinterhältiger Tiefgründigkeit verwandeln den Raum in eine Stätte der Andacht. So verschieden die beiden Künstler sind, so sehr speist sich ihre Arbeit aus derselben Quelle. Pollux hat einen Teil seiner Kindheit in Liberia verbracht, Zinkpé ist im Kreise von Voodoo-Priestern aufgewachsen. Beide haben den Spirit of Africa verinnerlicht. Beide reagieren wie Seismographen auf die dunkle Seite der Menschheit. So, oder auch ganz anders, könnte man diese Begegnung interpretieren.