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In Zeiten globaler klimatischer und gesellschaftlicher Veränderungen, die von Menschen verursacht werden, scheint eine Erweiterung der Idee des Metabolismus zentral für das Verständnis gegenwärtiger und zukünftiger Politiken zu sein. Die Ausstellung nimmt Bezug auf das griechische Wort metabolē – ursprünglich „verändern“ und wörtlich „umstürzen“. Sie untersucht, wie das Denkmodell ‚Metabolismus‘ in der Gegenwartskunst verstanden wird und tritt dabei in einen Dialog mit wissenschaftlicher Forschung jenseits eurozentrischer Perspektiven.

Der biologische Metabolismus beschreibt einen konstituierenden Prozess, in dem sich Lebewesen in einem permanenten Austausch mit ihrer Umwelt befinden. So steht beispielsweise am Anfang der Nahrungskette die Fotosynthese – ein konstantes Einfangen und Verdichten von Sonnenenergie und damit die Versorgung der gesamten Biosphäre. Im Hinblick auf das parasitäre Verhältnis des irdischen Lebens zum Kosmos bezeichnet der französische Philosoph Michel Serres die Sonne als unseren energetischen Horizont und als das „ultimative Kapital“ (Michel Serres, Der Parasit).

Als es in der Biologie und Chemie des 19. Jahrhunderts auftauchte entwickelte das Konzept des Metabolismus eine enorme Anziehungskraft und verbreitete sich virusartig in Kunst und Politik. So konstatierte auch Karl Marx einen durch die industrielle Revolution hervorgerufenen „metabolischen Riss“ und entwarf einen sozialen Metabolismus lange vor der Entstehung des modernen Umweltbewusstseins. Heute hat es den Anschein, der Mensch bestünde auch aus Nichtmenschlichem, aus heterogenen Schichten von Mineralien und Mikroorganismen, Maschinen, synthetischen Materialien und immateriellen Daten.

Die Ausstellung The Ultimate Capital is the Sun bringt Künstler_innen, Philosoph_innen, Wissenschaftler_innen und Kurator_innen zusammen, um die unterschiedlichen Felder des Metabolismus zu erforschen ­– ohne ein Gravitationszentrum festschreiben zu wollen.