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Die BIX Fassade ist die durchlässige Membran des Kunsthaus Graz, die visuelle Information an die Außenhaut des Gebäudes transportiert. Zwischen Januar 2004 und März 2004 kommuniziert sie durch musikalisch rhythmisierte, abstrakte Bildformen im und mit dem Stadtraum. Am 30. Jänner 2004 wird die BIX Fassade mit der künstlerischen Arbeit von Thomas Baumann und Michael Klaar in Erscheinung treten.

Aufbauend auf Johann Sebastian Bachs Wohltemperiertes Klavier II, Fuga VII haben der bildende Künstler Thomas Baumann und der Dirigent Michael Klaar in einer Kooperation ein singuläres Werk erstellt, das auf der Licht- und Medienfassade BIX seinen an die Musik angelehnten Verlauf nimmt. Eine der Sprache der Musik entlehnte Struktur lässt die verschiedenen Stimmen Alt, Sopran, Tenor und Bass in ein Bildprogramm einfließen, das sich auf die Verwandlungsmöglich-keiten der Idee eines digitalen Quadrates bezieht und darin eine Art visuelle Tonleiter schafft. Das schwarze Quadrat, das bereits seit Malewitsch als Schlüsselbegriff in der Kunst gilt, wurde im Zuge der allgemeinen Hinterfragung des Bildes im 20. Jahrhundert mehrfach angegriffen und immer wieder konsequent befragt. Gerade die mutige Architektur des Kunsthaus Graz der Designer Colin Fournier und Peter Cook bricht mit dieser Standardform des rechten Winkels und legt ihre biomorphe, im Raum eingepasste Gestalt in den Raum der Stadt. Wenn Thomas Baumann in seinem Umgang mit der Fassade trotzdem mit einem quadratischen Raster arbeitet, dann wird einerseits gerade daraus eine Auseinandersetzung und ein visueller Dialog mit den runden Formen der Architektur und der Lichtinstallation an der Außenhaut. Andererseits bezieht sich die visuelle Partitur auf die für die Umsetzung benutzte digitale Programmiersprache und deren reduzierteste Formen. Hinter den Arbeiten Baumanns steht eine intensive Auseinandersetzung mit den elektronisch gesteuerten Prozessen, die sich einen augenzwinkernden Verweis auf die Technikgläubigkeit unserer Epoche erlaubt, dabei jedoch nicht in einem oberflächlichen Ansatz mündet, sondern vielmehr die aktuelle Technologie und die sich daraus ergebenden Strategien in eine künstlerische Praxis einzubringen vermag. Der Tanz der Bilder, der sich aus der Gemeinschaftsarbeit des Musikers und des Bildenden Künstlers herauskristallisiert, arbeitet mit dem Zeitgefühl des Publikums und macht aus der statischen Architektur den Ort der performativen Entwicklung, wo Raum im Einklang mit der Zeit wahrnehmbar wird.•Seite 3/5 Konsequenterweise ist die Arbeit Baumanns nicht für sich abgeschlossen, sondern ist innerhalb eines Werkzyklus zu sehen: Auch Plot:Bach baut auf einer Maschine auf – einem Plotter – die gemäß eines mathematischen Programms Malerei schafft. Das Werk von Thomas Baumann ist der erste große Ansatz eines bildenden Künstlers, auf der Fassade gestaltend zu wirken. Bereits mit Carsten Nicolai und John deKron wurde diese zur Eröffnung des Gebäudes in einem performativ musikalischen Zusammenhang benutzt. Baumann lässt nun Elemente einer klassisch-modernen Bildsprache mit neuen Repräsentationsformen in Beziehung treten, um daraus seine eigene Sprache zu generieren und für den Betrachter lesbar in ebendiese Verbindung zu setzen: Plot:Bach untersucht über eine Zeitspanne von zwei Monaten Prinzipien und Möglichkeiten der Medienfassade. Daraus entwickelt sich eine sinnlich herausfordernde Erzählung, deren Sprache die geometrischen Formen des Rechteckes sind. Das alles macht Plot:Bach im Sinne des Wortes sowohl zu einer Verschwörung mit der Architektur, wie auch zu einer Geschichte, die sich der Fassade über das Bild, den Rhythmus und der darauf aufbauenden episodischen Entwicklung als Kommunikationsinstrument bedient und damit so etwas wie ein erstes Drehbuch für die elektronische Skin des Hauses schafft.

Was ist BIX? BIX 1 ist eine Matrix aus 930 konventionellen Leuchtstofflampen, die in der Ostfassade des Kunsthauses in die Plexiglas- Fassade integriert sind. Durch die Möglichkeit, die Leuchten-helligkeiten mit einer Frequenz von 20 Bildern/Sekunde einzeln und stufenlos anzusteuern, können in grober Auflösung Bilder, Filme und Animationen auf der Fassade gezeigt werden. Das Konzept BIX wurde von den Berliner Architekten realities:united 2 als Zusatzelement für das Kunsthaus initiiert und entwickelt. Das extern konzipierte architektonische Zusatzkonzept wurde in den laufenden Planungsprozess eingefügt. Dieser Prozess war in vieler Hinsicht eine Herausforderung, denn schließlich entstand mit BIX ein neues Gestaltungselement, welches die dem Fluss zugewandte Schauseite des Gebäudes dominieren und die Gebäudehaut in ihrere bisherigen architektonischen Konzeption einer radikalen Neuinterpretation unterziehen würde. Die Medieninstallation BIX und die Architektur des Kunsthauses verbindet eine starke symbiotische Beziehung. Die Fassade als Bildschirm erweitert den Wirkungsbereich des Kunsthauses, indem es dessen programmatisch formulierten kommunikativen Anspruch einer mitteilsamen Außenerscheinung technisch und konzeptionell übersetzt. Die Medienfassade projiziert die Inhalte des Kunsthauses abstrakt und mediatisiert in den öffentlichen Raum. Bei der Entwicklung von BIX wurde radikal auf zentrale Leistungsaspekte konventioneller Großbildschirme verzichtet, um im Gegenzug eine Reihe wesentlicher Vorteile zu erzielen. So ist die „Bildauflösung“ der Matrix extrem gering. Dieser Beschränkung steht die modulare Struktur und enorme Größe der Installation gegenüber. BIX erzielt eine maximale Integration von Bild und Gebäude, denn kein vormontierter Bildschirm, sondern das Kunsthaus selbst strahlt Zeichen und Bilder ab.

BIX ist ein Versuchslabor. Das Kunsthaus Graz hat als Produzent der Inhalte die Chance, eine architekturadäquate dynamische Kommunikation zwischen Gebäude und Umraum, zwischen Inhalten und Außenwahrnehmung zu entwickeln. Es gilt, eine eigene Mitteilungsform aus Vokabular, Syntax und Rhythmus zu kreieren. Künstlerinnen können mit BIX kulturelle und gestalterische Prinzipien aufzeigen, deren Verwirklichung auf Propagandaflächen kommerziell genutzter Medienfassaden weitgehend ausgeschlossen ist. Für die Art, Effizienz und Präzision dieser künstlerischen Arbeit haben die speziellen BIX Software-Werkzeuge, die ebenfalls Projektbestandteil sind, eine prägende Bedeutung. Pressetext

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Plot: Bach auf der BIX Fassade
Thomas Baumann: Plot
Michael Klaar: Bach