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Die Ausstellung im Kunsthaus Bregenz ist die erste umfangreiche Präsentation des deutschen Künstlers Thomas Demand (geb. 1964 in München) in Österreich. Zudem ist es die bislang umfassendste Schau von Schlüsselwerken seines Schaffens von 1994 bis heute mit großformatigen Farbfotografien, Filmen und Projektionen. Demands Fotografien einer Rolltreppe, eines Copyshops oder einer Parkgarage lösen die Erwartungen des Betrachters nicht ein. Was auf den ersten Blick wie die Reproduktion alltäglicher Orte wirkt, erweist sich bei genauem Hinsehen als gebaute Rekonstruktion der Wirklichkeit, die den Effekt einer Fälschung hat: Menschenleere und Zeichenlosigkeit. Auf seinen Fotografien bildet Demand perfekt ausgeleuchtete Räume und Architekturen ab, die er der Wirklichkeit entlehnt und aus makellosem Papier in Originalgröße nachbaut. Er selbst spricht von "lebensgroßen Environments", die er wieder zerstört, nachdem er sie fotografiert hat. Man meint sich bei seinen Bildern, die stets eine skulpturale Seite aufzeigen und häufig eine filmische Perspektive einnehmen, an bereits Gesehenes zu erinnern. Sie benennen die graue Ästhetik moderner Verwaltung und Architektur: das Büro, das Archiv oder den Etagenflur in typischer Erscheinungsform. Das Zitat erscheint so bekannt, dass sich die Frage nach dem realen Vorbild stellt. Diese Vorlagen gibt es, und Demand wählt sie sehr bewusst aus historischen, politischen und kriminalistischen Dokumentarfotografien aus. Seit Mitte der 90er Jahre sammelt der Künstler fotografische Vorlagen, die durch die Medien bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt haben und nutzt sie - wie etwa die Aufnahme, die den toten Uwe Barschel in der Badewanne eines Genfer Hotels zeigt - als Ausgangspunkt für seine künstlerischen Arbeiten (Badezimmer, 1997). Gleichzeitig löst sich Demand von seinem Ausgangsbild, indem er Details und erzählerische Momente eliminiert und so die Vorlage entleert und verdichtet. Bei der Auseinandersetzung mit fotografischen Zeitdokumenten standen in den vergangenen Jahren nicht nur tagespolitische Ereignisse im Mittelpunkt. Es sind biografische Orte darunter, geschichtsträchtige Schauplätze und Tatorte, deren Kenntnis, so Demand, die Deutungsmöglichkeiten seiner Arbeit nur verengen würde. Mit der Künstlichkeit seiner gebauten Welten nimmt Demand einen Realitätsbegriff auf, der für die Wahrnehmungserfahrung einer technologisierten und medialisierten Zeit signifikant ist.

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Thomas Demand