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Der international renommierte Konzeptkünstler Thomas Hirschhorn verbindet in seinem neuen temporäre Projekt "Nachwirkung" seine intensive Beschäftigung mit dem Themenkomplex der Ruine mit dem spezifischen Ort der Kunsthalle Bremen und der Sammlung des Hauses. Dafür verwandelt er die historischen Räume der Großen Galerie in einen ruinenhaften Ort, in den er bedeutende Gemälde aus der Sammlung der Kunsthalle integriert.

In seinen jüngsten Arbeiten hat Thomas Hirschhorn die Idee der Ruine erforscht und als einen Zustand greifbar gemacht, in dem zuvor Verborgenes sichtbar wird. Hirschhorn zeigt in seinen Installationen – so auch auf der diesjährigen Venedig Biennale – wie das Bild der Ruine zugleich für die zusammengebrochene Fassade eines zerstörten Gebäudes wie auch der vergessenen Geschichte steht. Ein Bau oder die Geschichte bleiben im Zusammenbruch zwar als Einheit erfassbar, zugleich öffnet sich aber hinter der Fassade ein neuer Blick auf das zuvor Verborgene.

Die Bremer Arbeit setzt diese Auseinandersetzung mit dem Thema des Verbergens und Offenlegens fort und wendet sie auf die konkrete Situation der Kunsthalle Bremen an: "Nachwirkung soll in den drei Sälen der 'Großen Galerie' einen Raum schaffen, der eine gewisse Sinnlosigkeit aufzeigt. In dieser Arbeit und mit dieser Arbeit soll jede Gewissheit verschwinden. Das heißt nicht, dass es keinen Sinn gäbe oder dass ich mit Unsinn operieren würde, es bedeutet vielmehr, dass es zu viel Sinn gibt, zu viel unendlichen Sinn und zu viel Sinnvolles.", so der Künstler über seine geplante Installation.

Wesentlich für Hirschhorns Arbeit in Bremen ist die Realisierung im geschichtsträchtigen, denkmalgeschützten, im Jahr 1849 als Museum eröffneten und mehrfach erweiterten Gebäude. Gleichzeitig setzt er sich unmittelbar mit der Sammlung und der Geschichte des Hauses auseinander. In diesem Sinne inszeniert der Künstler fünf originale Meisterwerke in der Ruine. Die Auswahl der Gemälde erläutert er wie folgt: "Aus der Sammlung der Kunsthalle Bremen habe ich fünf Kunstwerke ausgesucht, um sie in meine Arbeit Nachwirkung zu integrieren. Es sind Kunstwerke, die für mich wichtig sind […]." Ausgewählt für diese Inszenierung hat er die Gemälde Das Friedhofstor (um 1825/30) von Caspar David Friedrich, Der Abenteurer (1882) von Arnold Böcklin, Reh im Blumengarten (1913) von Franz Marc, Komposition mit vier Figuren (1936) von Oskar Schlemmer und Nach der Exekution (um 1937) von André Masson.

Thomas Hirschhorn (*1957 in Bern) lebt und arbeitet in Paris. Im Jahr 2000 erhielt er den Prix Marcel Duchamp und 2004 den Joseph Beuys-Preis. Zuletzt richtete er viel diskutierte Installationen im Schinkel Pavillon in Berlin sowie auf der Manifesta 10 in Sankt Petersburg ein (beide 2014). 2011 bespielte er den Schweizer Pavillon auf der 54. Biennale in Venedig und zeigte 2002 sein Bataille-Monument auf der Documenta11 in Kassel. Von der Stadt Bremen wurde er 2003 mit dem Rolandpreis für Kunst im öffentlichen Raum ausgezeichnet.