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Nach den Ausstellungen mit Werken von Francisco de Goya und Pablo Picasso präsentiert die Stadt Backnang in der Galerie Helferhaus mit Max Klinger (1857 – 1920) einen weiteren herausragenden Vertreter der graphischen Künste und führt damit die Reihe der großen Winter-Graphikausstellungen im Helferhaus fort.

Der 1857 in Leipzig geborene Bildhauer, Maler und Graphiker gehörte zu den bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Gleichermaßen verehrt wie umstritten galt Klinger insbesondere als Neuerer der von ihm als „Griffelkunst“ bezeichneten graphischen Künste.

Neben den klassischen Gattungen Malerei und Skulptur verfolgte Klinger das Ziel, Druckgraphik und Zeichnung, zwei künstlerische Ausdrucksformen, denen bis dahin eher ein vorbereitender oder vervielfältigender Charakter zugesprochen wurde, als eigenständige künstlerische Gattung zu installieren. Zu diesem Zweck verfasste er u.a. die kunsttheoretische Schrift „Malerei und Zeichnung“, in der der Autor die Vorteile der „Griffelkunst“ herausstellte: „Die neuen Techniken erschlossen Quellen der Poesie, der Leidenschaft, der geistigen Vertiefung, die der Malerei und deren Schwesterkünsten nur selten, teilweise oft gar nicht zugänglich sind.“

Im Zentrum des graphischen Schaffens Max Klingers stehen vierzehn teils sehr umfangreiche Zyklen, die er – in Analogie zu den von ihm angewendeten musikalischen Kompositionsprinzipien – Opus I-XIV benannte.

In den innovativen Bildwelten dieser Werke behandelte Klinger alle großen Themen menschlichen Daseins. Liebe, Tod und Leidenschaft, der Kampf der Geschlechter sowie der Zustand der Gesellschaft lieferten dem Künstler einen schier unerschöpflichen thematischen Fundus. Seine häufig zwischen Realität und Traumwelt oszillierenden Werke, in denen er die unterschiedlichsten Techniken und Stilmittel miteinander kombinierte, haben Generationen nachfolgender Künstler inspiriert.

Anhand von acht graphischen Zyklen aus allen Schaffensphasen bietet die Ausstellung einen breit gefächerten Überblick über das zwischen Realismus, Symbolismus und Jugendstil angesiedelte, stark persönlich gefärbte Schaffen Klingers.

Die Zyklen „Dramen“ und „Ein Leben“ sind dem gesellschaftskritischen Ansatz Klingers verpflichtet. Die „Rettungen ovidischer Opfer“ und die „Intermezzi“ dokumentieren die Auseinandersetzung mit der antiken Mythologie. „Eva und die Zukunft“ steht exemplarisch für die Beschäftigung mit der gesellschaftlichen Stellung der Frau. Die berühmte Serie „Ein Handschuh“ repräsentiert die stark assoziative und symbolgeladene Bildsprache des Künstlers. „Eine Liebe“ und „Vom Tode. Zweiter Teil“ stehen stellvertretend für die Themenkomplexe von Liebe, Sünde und Tod.

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Thomas Kitzinger