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In der Gruppenausstellung „Through the Looking Glass“ werden neun künstlerische Positionen, die sich dem Medium Zeichnung widmen, präsentiert. Mit Avner Ben-Gal (Israel, geb. 1966), Hannah van Bart (Niederlande, geb. 1963), Nicole Eisenman (USA, geb. 1965), Gabríela Friđriksdóttir (Island, geb. 1971), Tim Lokiec (USA, geb. 1977), Peggy Preheim (USA, geb. 1963), Jen Ray (USA/Deutschland, geb. 1970), Simone Shubuck (USA, geb. 1969) und Kelli Williams (USA, geb. 1972) werden Künstler/-innen vorgestellt, die mit ihren Arbeiten in der Schweiz weitgehend unbekannt sind.

Der Titel der Ausstellung ist dem 1871 erschienenen Buch von Lewis Carroll „Through the Looking-Glass“, in deutscher Übersetzung „Alice hinter den Spiegeln“, entlehnt. „Hinter den Spiegeln“ findet Alice, ähnlich wie in „Wonderland“, eine wundersam-befremdliche Welt vor, in der die Ordnung von Raum und Zeit auf den Kopf gestellt ist. Die neun, in dieser Ausstellung vorgestellten Positionen evozieren in ähnlicher Weise entrückte Phantasiewelten. Die Gemeinsamkeit der Zeichnungen liegt darin, dass sie verinnerlichte, subjektive Kosmen abbilden, in denen die Schwerkraft nichts, die Imagination alles zählt. Sie beschwören fiktive Gegenwelten und einen Eskapismus, der sich als Rückeroberung privater Utopien versteht.

In Avner Ben-Gals meist in dunklen Tönen gehaltenen Papierarbeiten begegnen uns hypertrophe Landschaften und Fabelwelten, die in ihrer Intensität befremdlich und rätselhaft wirken. Hannah van Bart zeichnet die Bildfläche beherrschende menschliche Figuren, deren Proportionen verfremdet und ins Surreale gesteigert sind. Obwohl einzelne Körperteile oft wie disparate Fragmente im Bildraum schweben, lassen sie die Figur auf neue Weise als räumliche Einheit erleben. Nicole Eisenmans imaginäre Welten sind von clownesken, bisweilen ins Monströse verzerrten Wesen bevölkert, die Sex und Gewalt, oft unter Einbezug kunsthistorischer Referenzen, parodieren.

Die eigenwilligen Zeichnungen von Gabríela Friđriksdóttir erzählen mythische und private Geschichten, deren Protagonisten in wundersamer Weise verspielt, bizarr und dämonisch gleichzeitig sind. Tim Lokiecs in diversen Techniken ausgeführten Papierarbeiten sind subtil koloriert, bezeugen aber eine schrille, ausschweifende Phantasie, die die Ordnung des Alltags verkehrt. Peggy Preheim zeichnet detailgenau kindliche Wesen in unschuldiger Pose und idyllischer Umgebung. Wie Miniaturen werden sie in das Zentrum des Blattes gesetzt und heben sich so rätselhaft gesteigert von der übrigen, unbearbeiteten Bildfläche ab. Jen Rays mit feinem Strich ausgeführten Blätter erzählen von den Abenteuern übermächtiger Amazonen, die narzisstisch, gewalttätig und unschuldig in einem ihren Phantasmagorien frönen. Die Zeichnungen von Simone Shubuck sind mit farbigen Ornamenten, floralen Mustern und Arabesken übersät. In diesem dichten Gewebe tummeln sich Fabelwesen, beseelte Gegenstände und Frauengestalten, bunt durchmischt mit Zitaten aus Mode und Kunstgeschichte. Kelli Williams zeichnet minutiös surreale Welten. In ihrer Eigengesetzlichkeit gehorchen sie den Mechanismen des Unbewussten, das satyrhafte Wesen, deformierte Heroinen und phantasmatische Landschaften hervorbringt.

Birgid Uccia

Pressetext

only in german

Through the Looking Glass

mit Avner Ben-Gal, Hannah van Bart, Nicole Eisenman, Gabriela Fridriksdottir, Tim Lokiec, Peggy Preheim, Jen Ray, Simone Shubuck, Kelli Williams