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ERÖFFNUNG: Freitag, 22.05. um 19 Uhr

Till Megerle ist am Tag der Eröffnung anwesend und steht für Interviews zur Verfügung.

Auf dem Balkon im 1.OG erweitert der Kunstverein Freiburg die Reihe von Fotografie-Ausstellungen mit der bisher umfassendsten Präsentation der Baireuth-Serie des deutschen Künstlers Till Megerle. Über einen Zeitraum von zwölf Jahren hat der Künstler seinen Fotoapparat für den geläufigsten Gegenstand von Amateurfotografie eingesetzt: für seine unmittelbare und erweiterte Familie, meist vor dem Hintergrund seines Elternhauses. Megerle bestätigt den Amateur-Kontext in der Verwendung von standardisierten Formaten sowie glänzenden Abzügen, die für die automatische Fotobestellung in Drogeriemärkten typisch ist. Er fordert die Vorurteile dieser gebräuchlichen Abzüge auf konzeptueller wie formaler Ebene heraus. Die Fotografien werden jeweils paarweise zusammenmontiert und als gerahmte Diptychen ausgestellt. Die in der Kunstgeschichte traditionelle Form ermöglicht die unmittelbare Verbindung unterschiedlicher Bilder und beeinträchtigt die heimelige Erzählung, die in den Aufnahmen der Innenräume der Mittelklasse-Schicht angedeutet wird. Künstlerisch streng formale Kompositionen bezeichnen den Spürsinn der spontanen, aus der Hand aufgenommenen Fotografien, vertraute Objekte werden als Bildelemente verdoppelt. Die Serie versucht nicht die Exzentrik ihrer Protagonisten zu verdecken, unter ihnen besonders den Vater, ein Fitness-Enthusiast, der oftmals in hautengen, neonfarbenen Lycra Anzügen beim Training im Wohnzimmer zu sehen ist. Ein zärtlicher Humor kippt ins Surreale um. Obwohl zunächst angenommen werden könnte, dass in Baireuth die Kunst durch Dokumentarfotografie verdeckt wird, hebt die Serie hervor, wie Kunst die zweifellos vermittelte autobiografische Subjektivität vermindern kann. Der Modus der Dokumentarfotografie greift auf eines der persönlichsten Themen zu, während die Kunst es in präziser Distanz hält.

Till Megerle (* 1979 in Bayreuth, D) lebt und arbeitet in Berlin und Wien. Nach der Ausbildung zum Fotografen von 1999 bis 2002 studierte er von 2002 bis 2004 an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg und von 2004 bis 2010 in Leipzig an der Hochschule für Grafik und Buchkunst. Von 2007 bis 2009 besuchte er die Akademie der Bildenden Künste in Wien.
Einzelausstellungen (Auswahl): Till Megerle, Studio 2o46, Berlin (2014); Hallux, Christian Andersen, Kopenhagen (2014); Till Megerle, Center Berlin, Berlin (2012); Till Megerle, L'Ocean Licker, Wien (2012); Unlessenable least best worse, Galerie Hafen+Rand, Hamburg (2008).
Gruppenausstellungen (Auswahl): Un Autre Monde, Kunstraum Ve.sch, Wien (2015); Art Book Weekend, Demon's Mouth, Oslo (2014); Don't you feel me, Galerie Micky Schubert, Berlin (2014); Die Schlange Hoffnung, Kunstbunker Hintereingang, Nürnberg (2013).