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Den 30. Kunstpreis der Stadt Nordhorn erhält der in Berlin lebende Künstler Tilo Schulz, der 1972 in Leipzig geboren wurde. Die Eröffnung seiner Ausstellung und die feierliche Preisvergabe durch Bürgermeister Meinhard Hüsemann finden am Freitag, dem 21. August 2009, um 19:30 Uhr in der Städtischen Galerie Nordhorn statt. Eine Laudatio hält Dr. Carina Plath, Direktorin des Westfälischen Kunstvereins Münster. Die Ausstellung dauert vom 22. August bis 1. November 2009.

Seit 1979 zeichnet die Stadt Nordhorn mit dem einmal jährlich vergebenen Kunstpreis eine/n aktuelle/n Künstlerin oder Künstler der Gegenwartskunst aus, die oder der in jüngster Zeit durch herausragende Arbeiten auf sich aufmerksam gemacht hat. Der Kunstpreis wird als Auszeichnung für ein junges, über die lokalen Zusammenhänge hinausweisendes Arbeiten vergeben. Die Auswahl unterliegt keinen festgelegten Kriterien und es gibt auch keine Einschränkungen hinsichtlich Alter, Nationalität, künstlerischer Ausdrucksformen wie Skulptur, Malerei, Fotografie, Video etc.

Als der Kunstpreis der Stadt Nordhorn ins Leben gerufen wurde, war damit noch ein Arbeitsaufenthalt im Gartenhäuschen im Nordhorner Stadtpark verbunden. Die dabei entstandenen Werke wurden anschließend in einer Ausstellung in der Städtischen Galerie Nordhorn gezeigt. Heute umfasst die Ehrung ein Preisgeld von 4.500,- EUR sowie eine Einzelausstellung in der Städtischen Galerie Nordhorn und ein Katalog, der die Ausstellung dokumentiert. Die prominenten Preisträger machten den Kunstpreis der Stadt Nordhorn zu einer renommierten Auszeichnung mit bundesweitem Ruf.

1980 erhielt der Konzept- und Aktionskünstler Timm Ulrichs den Kunstpreis, 1984 der Fotograf Robert Häusser, 1985 der Bildhauer Franz Erhard Walther, 1986 der Bildhauer Robert Schad, 1995 der Fotokünstler Ralf Peters, 1997 der Maler Franz Ackermann und 2008 Isa Melsheimer, die sich mit ihren Installationen, Gouachen und Zeichnungen auf architektonische Phänomene bezieht.

Für den diesjährigen Kunstpreis wurden wiederum sechs Künstlerinnen und Künstler durch drei bundesweite Ausstellungsmacher und Kunstwissenschaftler vorgeschlagen: René Zechlin, Direktor des Kunstvereins Hannover, Bernd Milla, Leiter der Künstlerhäuser Worpswede und Jörg van den Berg, Leiter der Columbus Art Foundation, Ravensburg. Die entscheidende Jury besteht traditionell aus dem Vorstand und Förderkreis der Städtischen Galerie Nordhorn und den Mitgliedern des städtischen Kulturausschusses.

Das Werk von Tilo Schulz überzeugte die Jury vor allem aufgrund seiner großen Vielfalt und besonderen Präzision, die sich in Skulpturen, Zeichnungen, Bildern, Objekten und raumgreifenden Installationen, aber auch in der Rolle des Kurators und Autors äußert. In seinen Arbeiten hinterfragt Tilo Schulz Vorstellungen und gesellschaftliche Funktionen von Kultur und setzt sich mit ihrer Wahrnehmung und Vermittlung auseinander. Mit einer großen Bandbreite an Präsentationsformen, Displays und Bühnen weist er auf die Randgebiete politischen Denkens und Handelns hin. Zentral dabei sind die sinnliche Erfahrbarkeit der Ausstellung und die Einbindung der Besucher. „Es geht mir um ein ausgewogenes Verhältnis von Einzelwerken, Ausstellung und Inszenierung – die Faszination am Detail als Bestandteil eines Ganzen … Ein Kunstwerk ist so komplex wie eine Maschine, eine Ausstellung so facettenreich wie ein Film und der Künstler ist dann eben Regisseur oder Mechaniker – je nach Sichtweise.“ (Tilo Schulz, 2007)

Für seine retrospektive Ausstellung in der Städtischen Galerie Nordhorn hat Tilo Schulz eine komplexe Inszenierung aus zwei Räumen konzipiert: Ein kabinettartiger Eingangsraum schafft den Rahmen für eine umfangreiche Serie ganz neuer, hochsensibler Tuschezeichnungen. Den Pinsel-Zeichnungen unter dem Titel „ Walking through the fields of history…“ (2009) liegt eine Auseinandersetzung mit Bildern von Landschaft zugrunde. Während die Bild-Motive einerseits wie stilisierte Gräser aussehen, können sie auch als Archive, Bücherregale oder Materiallager wahrgenommen werden. Sie fordern den Betrachter zum genauen Hinschauen auf und bilden innerhalb des Werks von Tilo Schulz einen Gegenpol zu politischen und sozialen Themen, mit denen er sich in den letzten Jahren intensiv beschäftigte. Dahinter öffnet sich ein weiterer Raum, in dem eine Vielzahl von Objekten, Skulpturen und Fotografien der letzten achtzehn Jahre in einer Werkstattsituation zu sehen sind. Darunter finden sich auch Plakate, weitere neue Zeichnungen und Arbeiten, die Tilo Schulz noch nie öffentlich gezeigt hat. Die Ausstellung wird großzügig gefördert vom Land Niedersachsen.

Tilo Schulz war Gründer und Mitherausgeber der Kulturzeitschrift „spector, cut + paste“, lehrte als Dozent und erhielt diverse Preise und Stipendien. Erst kürzlich kuratierte er zusammen mit Eva Kraus die Ausstellung „Reduction und Suspense“ für den Bregenzer Kunstverein. Tilo Schulz hatte zahlreiche internationale Einzelausstellungen, zuletzt im Institut of Contemporary Art – Dunaújváros, Ungarn (2009), in der Blackwood Gallery Toronto (2008), in der Wiener Secession (2008) und in der Galerie für zeitgenössische Kunst Leipzig (2007), und er war in bedeutenden Gruppenausstellungen vertreten, unter anderem in „Overtake“, Glucksman Gallery, Cork (2007),. „50 Jahre documenta“, Friedericianum Kassel (2005), „deutschemalereizweitausenddrei“, Kunstverein Frankfurt (2003), „German Open“, Kunstmuseum Wolfsburg (1999) und bei Manifesta 2, Luxemburg (1998).

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Tilo Schulz
30. Kunstpreisträger der Stadt Nordhorn 2009
Kuratorin: Veronika Olbrich