press release only in german

Tilo Schulz (*1972) ist Künstler, Kurator und Autor. Seit Mitte der 1990er Jahre entwickelt er ein vielschichtiges Werk, das Fragen der Präsentation und Repräsentation von Kunst thematisiert. In raumgreifenden Installationen und präzise choreografierten Ausstellungen setzt er sich mit der Wahrnehmung und Vermittlung von Kunst auseinander und hinterfragt deren gesellschaftliche Funktion und Formen ihrer ideologischen Instrumentalisierung. Dabei interessiert ihn, wie durch abstrakte zeichnerische, malerische oder bildhauerische Formensprachen gesellschaftliche Fragen transportiert werden können. Ausgehend von einer grundlegenden Kritik am Dualismus verdichten sich in Schulz’ Installationen Gegensätze wie etwa Abstraktion und Figuration, Formalismus und Realismus, freie und angewandte Kunst zu dynamischen Verflechtungen. Vor dem Hintergrund der eigenen Biografie des in der DDR geborenen Künstlers schafft Schulz Erfahrungsräume, in denen zentrale kunstgeschichtliche, ideologische und politische Paradigmen der Moderne – Formalismus und Realismus – aus heutiger Sicht reflektiert und interpretiert werden. Dabei widmet er der Inszenierung des Ausstellungsparcours’ ebenso viel Aufmerksamkeit wie den BesucherInnen, die er von vornherein mitdenkt. Für den Kunstverein Hannover entwickelt Tilo Schulz neue ortsspezifische Rauminstallationen, die die Linearität des zirkulären Ausstellungsparcours’ aufbrechen und die Durchgänge zwischen den einzelnen Ausstellungsräumen besetzen. Die begehbaren Skulpturen oder architektonischen Interventionen bilden jeweils den Übergang von einem in den anderen Raum. Die skulpturalen Interventionen kontrastieren hierbei nicht nur mit der zurückhaltenden funktionalen Architektur der Ausstellungsräume des Kunstvereins, sondern kehren das Verhältnis und die Funktion von Ausstellungs- und Zwischenraum um: der Ausstellungsraum wird zum Durchgangsraum und der Zwischenraum zum Ausstellungs- und Erfahrungsraum.