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In der Ausstellung »Don’t call us piggy, call us cum« werden Gemeinschaftsarbeiten von Tim Berresheim und Jonathan Meese präsentiert.

Der 1970 geborene Jonathan Meese studierte in Hamburg bei Franz Erhard Walter und erregt seit 1997 die internationale Aufmerksamkeit mit seinen mit Malerei, Wortschöpfungen, Zeichnungen, Collagen, Fotografien, Skulpturen und Textfragmenten überquellenden Installationen und Performances in denen zwischen Abfallprodukten der Popkultur allerlei Figuren der Zeitgeschichte und deren jeweilige Weltbilder aufeinanderprallen. Seit einigen Jahren steht nun die von einem expressiven Gestus geprägte Malerei verstärkt im Mittelpunkt seiner Arbeit.

Tim Berresheim, 1975 geboren, studierte in Braunschweig bei Johannes Brus und an der Düsseldorfer Akademie bei Albert Oehlen. Berresheims Arbeitsmedium ist der Computer, mit dem er eine bizarre Welt konstruiert, in der oftmals Mutanten in nicht entschlüsselbaren Szenen auftreten. Dabei stehen seine Phantasmen im Verbund mit einer von formaler Makellosigkeit gekennzeichneten digital-glasklaren Hyperrealität. Bei diesen Hybriden aus Fotografie und computergenerierten Elementen steht die Dichotomie von real und irreal kurz davor, ins Wanken zu geraten. Die oftmals auf das klassische Medium Leinwand übertragenen Arbeiten umgibt nicht nur ihres Inhaltes wegen, sondern auch durch das Ausbleiben einer taktilen Stofflichkeit der Bildfläche, ein mystisches Fluidum.

Tim Berresheim und Jonathan Meese verbindet eine schöpferische Manie sowie das Gesetz der Kompromisslosigkeit, unter dem sie Werke schaffen, die Ratlosigkeit oder gar Empörung hinterlassen. Die Ausstellung, in der das visuelle wie musikalische Ergebnis der Zusammenarbeit präsentiert wird, ist nicht als übliches Crossover zwischen Bildender Kunst und Musik zu verstehen, da sie nicht aus der Kompilation zweier separater Einheiten besteht, sondern eine untrennbare Einheit darstellt.

In der Ausstellung sind große, zum Teil übermalte Digitaldrucke auf Leinwand und übermalte Lamdaprints zu sehen, denen bemalte Türen beigestellt sind. Die Arbeiten zeigen in einem naturverwandten undefinierten Raum befindliche archetypische, solitär und fremd erscheinende menschliche Wesen, die keinerlei Charaktermodellierung erfahren zu haben scheinen und nur grundlegende Prinzipien der reinen Existenz verkörpern.

Tim Berresheim und Jonathan Meese schaffen Parallelwelten, die mit ihren Paradoxien schwer dechiffrierbar sind – hermetisch für eine Welt der Erklärungen, der Plausibilität, der Kausalketten und der Urteile. Es geht darum, die Kunst durch Undecodierbarkeit in Sicherheit zu bringen. Die rein solitäre Existenz, in der wirkende Normen, Werte, Codes, Übereinkünfte und Etikettierungen irrelevant sind, ist ein Rückzug, der ein Ausweg in die Freiheit ist. Türen in der Nähe sind von Nöten, denn im Bedarfsfall gilt es den Rückzug anzutreten, um im Schutzraum jedweder Vereinnahmung zu entkommen. Heike Freudenberg