press release only in german

Mit der Einzelausstellung Songs without words des amerikanischen Künstlerkollektivs Tim Rollins and K.O.S. freut sich die Galerie Eva Presenhuber, neue Arbeiten zeigen zu können. Mit einem Zitat von Felix Mendelssohn-Bartholdy beschreibt das Künstlerkollektiv Tim Rollins and K.O.S. geradezu emblematisch ihre eigene Sicht- und Arbeitsweise im Bereich der bildenden Kunst: „Die Gedanken, welche von mir als Musik ausgedrückt werden, sind nicht zu unbestimmt um sie in Worte zu fassen, sondern im Gegenteil sind sie zu bestimmt . Und bei jedem neuen Versuch solche Gedanken auszudrücken, erscheint mir manches richtig aber zur selben Zeit fehlt auch immer etwas Wesentliches.“

Wo Mendelsohn-Bartholdy die Musik zum Mittel des Ausdrucks nutzt, haben sich Tim Rollins andK.O.S. ihre ganz eigene Vorgehensweise erarbeitet. Nachdem sich eine Gruppe von Jugendlichen in den frühen achtziger Jahren als sozial motiviertes Projekt in der Süd-Bronx, New York erstmals um Tim Rollins formierte, schufen diese bald Werke, welche sich immer am vorhandenen und nahe liegenden Material orientierte. Waren dies Anfangs Ziegelsteine abgebrochener Häuser der Umgebung, so sollten schnell die eigentlich edukativen Mittel, wie Texte, Hefte oder Bücher zum zentralen Grundelement der Arbeiten von Tim Rollins and K.O.S. bis hin zur heutigen Ausstellung werden. Politisch hoch motiviert und von den tatsächlichen Zuständen in der Bronx erschüttert, entwickelte Rollins eine einzigartige Lern- und schließlich Künstlergruppe, die Kids of Survival, welche sich in den vergangenen 30 Jahren mehr als einmal neu erfand. Rollins, in seiner damaligen Funktion als Lehrer, förderte das gemeinsame Lesen von Texten und forderte von seinen Schülern unterdessen Skizzen und Ideen zum Gehörten anzufertigen. Das jeweils gelesene Buch wurde schließlich auseinander genommen und auf Leinwand aufgezogen und diente nun als Träger für eine malerische Komposition, die sich aus den unterschiedlichen Motiven der einzelnen Gruppenmitglieder zusammensetzte. Der mendelsohnschen Idee ähnlich, wurde derart der geschriebene Text sowohl als Objekt als auch inhaltlich wesentlich erweitert.

Schon Ende der achtziger Jahre beschäftigte sich die Gruppe auch mit musikalischen Themen und nutzte entsprechend die jeweiligen Notenschriften als Ausgangspunkt für ihre Arbeiten. In der Ausstellung zeigen Tim Rollins and K.O.S. neue Werke die in Auseinandersetzung mit musikalischen Stücken von Mendelssohn-Bartholdy, Brecht/Weill, Joseph Haydn und Richard Strauss entstanden sind. Auch hier bleibt die Materialfrage ein wichtiges Element – so wird in den Arbeiten zu Brechts Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny der so bedeutungsschwere Whisky kurzerhand als neues Malmittel eingesetzt und Mendelssohns Notenblätter zu A midsummer nights dream nach Shakespeare werden mit Senfkörnern und Apfelsaft bearbeitet.

Aus Anlass einer ersten großen Überblicksschau im Frances Young Tang Teaching Museum, New York, im Institute of Contemporary Art in Philadelphia und im Frye Art Museum, Seattle im vergangenen Jahr ist der sehr umfangreiche Ausstellungskatalog Tim Rollins and K.O.S.: A History erschienen.