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In unserer ersten Einzelausstellung mit dem Münchner Künstler Tobias Yves Zintel zeigen wir zwei Filme: The Redesign of Satanism, 2006 und Hell Hotel, 2007. Tobias Yves Zintels Filme interpretieren Vorstellungen von Hölle und Satanismus, die Instrumentarien der katholischen Kirche, abweichendes Verhalten zu bestrafen, zu brandmarken und anders denkende Menschen auszugrenzen. Es spielen junge Künstler und Schauspieler. Zintel inszeniert an surrealen Schauplätzen, filmt in einer eigenwilligen Bildsprache.

Für das Script The Redesign of Satanism entdeckt Tobias Yves Zintel dem Satanismus und Okkultismus zugeschriebenes Gedankengut in Schriften Aleister Crowleys - dem Begründer des modernen Satanismus -, in Werbeanzeigen für Parfum, japanischen Haikus, Texten von Jean Paul Sartre oder Liedern der Beach Boys. Grundlage von Hell Hotel sind eigene Texte, Zitate von Adolf Loos, Shakespeare und Liedtexte von Bands wie Velvet Underground oder Happy Mondays, die von Ornament, Geisteskrankheit, Ideologie, Vereinsamung, Liebe oder Tod als Hölle sprechen.

Für beide Filme werden die ausgewählten Texte verfremdet. Der Künstler zerlegt sie in Satzfragmente, lässt sie von einem Computer ohne Rücksicht auf Grammatik- und Sinnzusammenhang mehrfach vor- und rückübersetzen. Der Text wird abstrakt und rätselhaft. Schauspieler sprechen die Computertexte und synchronisieren die Computerstimme. Sprache wird so zum Soundtrack, der sich über die Filmbilder legt.

Musik spielt neben der Sprache eine ebenso große Rolle. Die Szenen sind mit Musikstücken befreundeter Musiker und DJs unterlegt. Tobias Yves Zintel verwendet Techniken der Musikkultur, etwa das Sampling und arbeitet mit schnellen Schnitten, rhythmisiert Bild, Sprache und Musik.

Für jede Textpassage entwirft Tobias Yves Zintel ein eigenes, phantasievolles Szenario. Er lässt die Schauspieler rätselhafte und absurd wirkende Aktionen ausführen: sie hängen in Bäumen, kämpfen gegen unsichtbare Gegner, taumeln durch die Nacht, steigen und fallen von einer freistehenden Leiter, bewegen sich in fremdartigen Räumen. Eine grelle Beleuchtung versetzt die Handlungen in eine künstliche Welt. Dazwischen Motive traditioneller Vorstellungen von Hölle und Satanismus: die Farben Rot und Schwarz, ein Huhn, dichter Rauch.

Alle Filme sind wie Rituale inszeniert. Das Rituelle verankert Zintel jedoch nicht in religiösen, sondern in zeitgenössischen Kulten wie Sport, Musik, Mode heutiger Jugendkultur, die sich von inneren und äußeren Zwängen zu befreien sucht.

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Tobias Yves Zintel
Entertaining Satan