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Tom Wesselmann (1931_2004) wurde Anfang der 1960er Jahren mit seinen großen amerikanischen Akten (Great American Nudes) bekannt, die in ironischem Bezug auf den Grossen Amerikanischen Traum den weiblichen Körper unpersönlich inszenieren. Neben Roy Lichtenstein, James Rosenquist, Claes Oldenburg und Andy Warhol gehört er zu den wichtigsten und prominentesten Künstlern der New Yorker Pop Art.

Der Focus der Ausstellung in der Städtischen Galerie Ravensburg liegt zum ersten Mal auf einen in Europa weitgehend unbekannten Werkkomplex _ den Stillleben. Anhand dieser Werkgruppe, die für den Künstler innerhalb seines Œuvres gleichwertig neben den Akten stand, lässt sich die Entwicklung von einer gegenständlichen zu einer abstrakten Formensprache bei Tom Wesselmanns konzentriert darstellen.

Anfang der 1960er Jahre collagierte Tom Wesselmann Tapetenreste, gefundene und gebrauchte Gegenstände sowie selbstgefertigte Elemente zu klassischen Genres der europäischen Bildtradition. In den 1970er Jahren malte Tom Wesselmann die Stillleben, Akte oder Blumenbouquets dann selbst und staffelte die gestalteten Leinwände (shaped canvas) in der Grösse von Reklametafeln in den Galerieräumen hintereinander. Seit 1980 übertrug der damals fast fünfzigjährige die mittlerweile freiere gestische Zeichnung mithilfe moderner Lasertechnik ins Zweidimensionale. Es entstanden bis in die späten 1990er Jahre „Cut-outs“ von großer Ausdruckskraft.

Charakteristisch für das über 40-jährige Schaffen von Tom Wesselmann ist, dass er traditionelle und zeitgenössische Elemente, Konsumfetische und Malerei, gestische Zeichnung und Computertechnik das auf den ersten Blick Unvereinbare auf unkonventionelle Art und Weise zusammenbrachte.

„Asthetik hat für mich eine große Bedeutung, nicht im Sinne von schön und hässlich. Das sind für mich keine malerischen Werte...Mir geht es vielmehr um „Intensität“ oder mit Nicolas Marsicano zu sprechen: „Wahrheit lässt sich als die Intensität definieren, mit der uns ein Bild zwingt, an seiner Illusion teilzuhaben.“ (Tom Wesselmann)

Ein besonderes Augenmerk legt die von Nicole Fritz kuratierte Ausstellung darüber hinaus auf den Aspekt der Musik im Werk des Pop Art Künstlers. So war Tom Wesselmann nicht nur ein ausgesprochener Liebhaber der Country Musik; er hat auch immer wieder akustische Elemente in seine Arbeiten integriert. Von ihm geschriebene und mit der eigenen Band aufgeführte Songs wie „Pictures on the Wall of Your Heart“ wurden vom Nachlass Tom Wesselmanns für die Ausstellung zur Verfügung gestellt und können von den Besuchern angehört werden.

Insgesamt wurden ca. 25 Werke aus dem In- und Ausland zusammengetragen und durch einzelne Stillleben-Grafiken anderer Pop Art Künstler wie Andy Warhol, Roy Lichtenstein und Jim Dine ergänzt.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Snoeck-Verlag, der neue Einblicke in das Werk von Tom Wesselmann eröffnet: „Tom Wesselmann und die Pop Art _ Pictures on the Wall of Your Heart“ mit Beiträgen von Nicole Fritz, Cary Levine und Franz Schwarzbauer sowie einer ausführlichen Chronik zu den 1950er und 1960er Jahren.