TOMORROW AIN’T PROMISED Einblicke in die Welt des Writings

Eröffnung der Ausstellung am 20.

Es ist Nacht. Die Welt schläft. Nur vereinzelt sieht man Gestalten durch die Dunkelheit ziehen. Bis man die Stadt verlässt, eindringt in die Welt unseres urbanen Lebens. In Orte, die nachts wie von einem anderen Stern wirken. Ein paar Schnitte und ein Loch im Zaun verschafft Zugang. Nun nur noch über die Mauer, und dann ist man da. Jetzt bloß keine unnötigen Geräusche. Die Tasche mit den Sprühdosen fest am Körper. Die Luft ist rein, also los. Jetzt gibt es kein Zurück, der Geruch der Lösungsmittel. Schnell und einstudiert entstehen die Bilder. Firstlines, Fillins, 3d-Blöcke, dann Outlines, vielleicht noch Seconds und weg. Jetzt schnell, los zurück in die Sicherheit der Nacht. Es ist geschafft. Tag für Tag entstehen weltweit unzählige Werke auf Wänden, Zügen, Stromkästen, Brückenpfeilern, in Industriebrachen, an Autobahnen, Zuglinien oder Fußgängerzonen. Graffiti umgibt uns, ist präsent, verändert auf der ganzen Welt das Erscheinungsbild heutiger Metropolen.

Von den einen als Künstler gefeiert, von den anderen als Vandalen verstoßen, gehen Graffiti-Writer jeden Tag/jede Nacht auf die Straße, um ihre Kreativität auszuleben. Ihre Leinwand ist der öffentliche Raum. Mit eigener Sprache und eigenen Werten leben sie als Subkultur. Doch was treibt diese Menschen an? Woher kommt dieser Schaffensdrang? Warum der ewige Kreislauf des Neuerschaffens?

Diesen Fragen gehen Smash137 und RuediOne auf den Grund. Smash137, selbst aktiv schaffender „Writer“. RuediOne, Fotograf, der früher „Writer“ war und die Sprühdose gegen die Kamera tauschte. Ihr gemeinsames Projekt „Tomorrow Ain’t Promised“ beschreibt aus ihrer persönlichen Sicht die Beweggründe der Szene. Die drei Bereiche Networking, Action und Fame bilden die Grundlage des Projektes.

Networ king steht für die sozialen Kontakte der Szene. Graffiti als globale „Bewegung“. Immer wieder neue Leute kennen zu lernen. Gleichgesinnte zu treffen und durch sie die Möglichkeit zu besitzen, überall, zu jeder Zeit an die richtigen Plätze und Orte zu gelangen. Action steht für das Adrenalin, den Kick. Im Moment zu leben, alles um sich herum zu vergessen. Keine Gedanken an Vergangenes oder Zukünftiges. Sich nur im Jetzt zu spüren. Unterstützt wird dies durch die Illegalität der Handlung.

Fame ist die Bestätigung des Selbst. Die Kommunikation, das Feed-back der Anderen. Etwas Höheres zu erschaffen, das einen definiert, sei es in der Szene oder darüber hinaus. Der Kampf um Akzeptanz innerhalb der Gruppe. Zeitlos für immer. Die Onmipräsenz im öffentlichen Raum. Writer schaffen keine Werke, die den Anspruch auf Unendlichkeit besitzen. Ihre Arbeiten sind endlich. Die Aura existiert nur für eine gewisse Dauer. Heute gemalt, morgen überstrichen. Was bleibt, ist das Foto, die Erinnerung, der „Fame“ des Einzelnen über den Moment hinaus. Daraus bildet sich ein Kreislauf, bei dem alles wieder von vorne beginnt. Wo es kein Ende gibt und keinen Anfang. In dem man sich im Strom befindet, aus dem Moment auftaucht, um gleich wieder den nächsten zu suchen. Kein Heute, kein Morgen. „Mit einem Wort mehr gefühlt, als ich es mit tausend Wörtern beschreiben könnte“, sagt Smash137.

Die so entstandenen Bilder sind wie eine Symbiose der beiden Künstler, indem sie uns das Schaffen von Smash137 zeigen und durch die Bildkomposition von RuediOne zugleich einen dokumentarischen, jedoch auch emotionalen Eindruck des „Writings“ erleben lassen. Die hier gezeigten Werke zeigen einen kleinen Ausschnitt aus dem Projekt. Die Fotoarbeiten entstanden 2008 in San Francisco, Basel und New York.

Wolfram Glatz / Krauts Gallery

SMASH137 1979 in Basel geboren AUSSTELLUNGEN (AUSWAHL) | 2008 | Young blood, ForumKunst Rottweil; Gallery Springmann; Pretty Portal Allstars, Düsseldorf; Helping hounds of hell, Berlin, Hamburg; Urbanfeedback, Basel; Galerie Rocket, München; Scope NYC, New York; Kulturmarkt, Zürich; ARTIG 3, Imprimerie, Basel; Creative Clash, Schloß Mannheim; Art&Style, St. Gallen; We got our own thang, Wiesbaden; Botanique Museum, Brüssel; Scope Basel, Basel; Volta Show, Basel; Carhartt Galerie, Weil am Rhein; Gedanken zur Revolution, Spinnerei Leipzig | 2007 | Silver&Black, Utopian Slumps, Melbourne, Australien; Give me Props, Auckland, New Zealand; Scope Basel, Basel; The Walls Belong to Us, Powerhouse Arena, New York; The Walls Belong to Us 2, Las Vegas; 2nd Hand Smoke, Köln; Scope Miami, Miami (USA); White Gallery, Frankfurt | 2006 | Artig, Unternehmen Mitte, Basel

RUEDIONE 1975 in Heidelberg geboren AUSSTELLUNGEN (AUSWAHL) | 2008 | Urban Feedback, Basel; Galerie Rocket, München; Los Fotos, Vicious Gallery vs. Six Fingers, Hamburg; Creative Clash, Krauts Gallery, Mannheim; Carhartt Gallery, Weil am Rhein; Flashbacks, Pretty Portal Allstars, Düsseldorf; Krauts Gallery im Cocoon Club, Frankfurt | 2007 | Besucher, HALLE02, Heidelberg; Deine Heimat (Koproduktion mit Stefan Strumbel), UAMO2007 Show, München; The Walls Belong to Us, Powerhouse Arena, New York | 2006 | Montana Writer Team, Vicious Gallery, Hamburg; Graffiti - No Sleep till Brooklyn - Show, Powerhouse Arena; Montana Writer Team, Truman Brewery, London | 2005 | Party, KIK Galerie, Offenburg; NYC - Wordless - Show, Zürich; NYC - Urban 2005, Offenburg | 2004 | Graffiti, Photographic Center of Athens, Athen; Passengers - Werkstattsommer, IHK, Offenburg; Artists feat. Stefan Strumbel, HALLE02, Heidelberg

TOMORROW AIN’T PROMISED Einblicke in die Welt des Writings
Ein Projekt von SMASH137  & RUEDIONE 
Kurator: Wolfram Glatz