press release only in german

(abovebetweenunder) • 8-channel sound work, 7-par t series of images / 8-Kanal-Klangarbeit, 7-teilige Bildstrecke • duration / Länge 16' 49'' • recordings, composition / T onaufnahmen, Komposition BJ Nilsen • installation setup / Installationseinrichtung Peter Szely • production / Produktion TONSPUR Kunstverein Wien • for the series / für die Reihe TONSPUR für einen öffentlichen raum • artistic director / künstlerische Leitung Georg W eckwerth • thanks to / Dank an F ranz Pomassl, Mark Poysden, Annette Wolfsberger
TONSPUR_passage / MQ Wien • 18.04.16 – 08.06.16 • daily / täglich 10 – 20 h • 16:49 min

*

„obenzwischenunten“ handelt von einer Zwischenwelt, in der es kein ‚Oben‘ und kein ‚Unten‘ gibt. Die Reise geht durch die Kanalisation Wien bis zum Friedhof der Namenlosen an der Donau. „obenzwischenunten“ schaut, was unten vor sich geht und wie es durch das Kanalsystem mit dem oben zusammenhängt. Die Kanalisation ist, obwohl sie eine eigene unterirdische Stadt darstellt, beinahe unsichtbar. Die 2.300 Kilometer unter Wien verlaufenden Kanäle fließen alle in Simmering am tiefsten Punkt der Stadt bei der Hauptkläranlage zusammen. Bei aller offensichtlichen Nützlichkeit als Auffanganlage von Regen-, Grau- und Abwasser denkt man bei diesen einst ‚Cholerakanäle‘ genannten Anlagen doch immer noch oft an Dunkelheit und Flucht.

Einer dieser dunklen Fluchtorte ist der Kanal unter dem Girardipark. Dort wurden die Schlussszenen des legendären Films „Der dritte Mann“ (1949), die sich in unser kollektives Gedächtnis eingeprägt haben, gedreht. Darin wird der von Orson Welles dargestellte Schwarzmarkthändler Harry Lime auf der Flucht durch die Kanalisation erschossen. Ein weiterer Ort, wo oben und unten ineinander übergehen, ist der „Friedhof der Namenlosen“, über den Nikolaus Geyrhalter seinen Dokumentarfilm „Angeschwemmt“ drehte. Von 1845 bis 1940 wurden alle in der Donau Ertrunkenen, viele davon unidentifizierbar, in den Strudeln eines Donauknies nahe des Alberner Hafens ans Ufer angeschwemmt. Da man in den meisten Fällen annahm, es handle sich um Selbstmörderinnen und Selbstmörder, verwehrte man ihnen ein kirchliches Begräbnis und begrub sie stattdessen im Friedhof der Namenlosen.

Aufgenommen auf dem Friedhof der Namenlosen, im Gasthaus Ettl, im Girardipark (oben und unten), entlang der Donau und am Alberner Hafen. Elektronisch geschnitten und bearbeitet im MQ.

— BJ Nilsen

*

BJ Nilsen, geboren 1975 in Nyköpings Lasarett, Schweden , lebt und arbeitet in Amsterdam. TONSPUR -Artist-in-Residence im Q21 (im MuseumsQuartier Wien).