press release only in german

Da die FOTOGALERIE WIEN im ersten Halbjahr 2006 (Februar - Ende August) generalsaniert wird, begibt sie sich in dieser Zeit auf "Wanderschaft". Sie ist zu Gast in/an verschiedenen Institutionen und Orten im In- und Ausland. Die erste Station: Österreichisches Kulturforum Tokyo.

Ausgehend von Assoziationen zu Japan - von kulturellen und traditionellen Eigenheiten, wurden 4 KünstlerInnen von Susanne Gamauf / Fotogalerie Wien und Arnold Obermayr / Österreichisches Kultuforum Tokyo ausgewählt, in deren Arbeiten ähnliche und auch verfremdete "westliche Parallelwelten" zu finden sind.

Joerg Burger: Zen - die Ruhe - Kontemplation - der perfekte Moment Anja Manfredi: Gesellschaftliche Inszenierungen - Rituale - Etiketten - Ich-Analyse Klaus Pamminger: Symbole - Zeichen - Muster - Tradition versus Alltag und Medienflut Fiona Rukschcio: Comics - Mangas - Heldin der Headlines

JOERG BURGER Joerg Burger fotografiert unsere/seine alltägliche Umwelt. Mit dem Blick des Flaneurs fokussiert er banale Situationen, Gegenstände und deren Details und rückt sie so in den Mittelpunkt (unserer) Aufmerksamkeit. Durch dieses Hervorheben wird die Skurrilität so mancher Situationen erst bemerkbar, entwickeln scheinbar beiläufig vorgefundene Objekte skulpturale Qualitäten. Isoliert, und wie in klassischen Stilleben um ihrer selbst Willen abgebildet, können Architekturen (im weitesten Sinn) zu artifiziellen Zeichen werden, die plötzlich Assoziationsräume zulassen, die sich nicht sofort erschliessen bzw. in keiner Weise vorgegeben sind. Abgesehen von diesen, sehr speziellen Assoziationen, geben uns die Fotografien keinerlei Hinweis auf eine mögliche Lesart. Weder ist eine "vordergründige Erzählung", noch eine "erkennbare Ordnung" in der Auswahl der Motive angelegt, vielmehr die Unmöglichkeit reflektiert, Eindrücke und Stimmungen der Linearität zu unterwerfen, wo sie in ihrem flüchtigen Charakter meist nur für kurze Zeit ein eindeutiges, stimmiges Bild ergeben. Die Ambivalenz in Joerg Burgers Fotografien entsteht nun gerade im Widerspruch der scheinbaren Momentaufnahmen zu ihrer stillebenhaften Präsentation der Motive in der perspektivisch genau konstruierten, beinahe schon "gebauten" Anordnung im Bildraum: es tritt eine zeitliche Dimension hinzu, die nichts mehr mit dem flüchtigen, herumstreifenden Blick zu tun hat, sondern mit bewusst kalkulierter Inszenierung, die sich sowohl an real Erlebtem wie an Bildern und Szenarien aus den Massenmedien orientiert. Und, uns wird damit zwar das Was vorgegeben, das Wie jedoch bleibt uns selbst überlassen. (Claudia Slanar)

ANJA MANFREDI Uraufführung, 2005 Ich bin ein Baustein dieser Welt, unter diesem Aspekt steht mein Versuch das Thema der inszenierten, manchmal unbewussten Selbstdarstellung, in Form von Figuren-Fragmenten, dem Betrachter begreifbar zu machen. Außerhalb stehend, als wenn man auf seinen eigenen Körper blicken würde, versuche ich meine DarstellerInnen in Ordnung, in Beziehung zu der (Traum)welt zu bringen, deren Topologie jedes Mal aufs Neue zu bestimmen, diese dort einzuschreiben, ihnen neue Zugehörigkeiten zu geben, die Deformierung der Figuren voranzutreiben, Gedankenbilder an die Wand zu projizieren, sich selbst immer wieder zu reproduzieren, seine eigene Auflösung (über unzählige Figuren) voranzutreiben, bis…? Ich benütze Tischbühnen um darauf in den unterschiedlichsten Rollen auftreten zu können. Themen für meine DarstellerInnen finden sich u.a. in den Ritualen der Kunst, ich greife die Geste im Ritual auf und durch Verinnerlichung findet eine Verkörperung in Form von Fotografie statt. In diesen stattfindenden Metamorphosen und Projektionen auf den Betrachter wird eine Trennung von dem Ich und dem Anderen eingeleitet. So gesehen finden wir uns im imitierten Spiel auf der öffentlichen Bühne wieder, mit Freunden und Bekannten wird Nachahmung und Veräußerung ausprobiert. Ich und die Anderen, die Anderen und Ich, die Anderen sind Ich, Ich bin die Anderen

KLAUS PAMMINGER daily patterns (...) In daily patterns breitet sich die mediale Verfasstheit von Wahrnehmung öffentlicher und privater Bereiche in vielfältigen Mustern über das gesamte Interieur des Wohnraums aus. Tapeten und Textilbezüge als alltägliche Schon- und Verschönerungsformen sowie tapetenartige Bilder werden zu Manifestationen des medialen Alltags. Berichte aus dem Fernsehen oder dem www gerinnen zu Rapporten, deren Kontextualisierung durch die Komprimierung der Motive codiert ist. Die repititiven Berichterstattungen und die Konstruiertheit von medialen Formaten werden selektiert und transformiert, um sie in andere Wahrnehmungskontexte einzubinden. Mit zunehmender Erschließung der Motive wächst das Unbehagen und das Misstrauen in einem solchen Ambiente, das zunächst noch durch spezielle artifizielle Anfertigungen ein Flair von exklusiver Behaglichkeit zu verbreiten vermochte. Selbst die mediale Scheinerlösung durch das TV-Programm bleibt verwehrt: Auf einem Monitor läuft eine rapportartig verfremdete Fernsehshow in Endlosschleife. Gefangen in symmetrischen Systemen und deren zahlreichen kombinatorischen Möglichkeiten, wechseln abstrakte Wahrnehmung und Wahrnehmung von realen Motivsplittern je nach Distanz. (...) (aus: "Mustergültige Rapporte" von Nicola Hirner, BILDER 194, Fotogalerie Wien 2004) Vergleichbares gilt für die pattern-card Serie. Auch hier funktionieren die Motive vorerst wie hübsche Vexierbilder und dann - je nach Distanz und Konzentration der Betrachter - eröffnet sich der Inhalt im Detail. In Postkartenform verbreitet, werden die Daten aus Massenmedien wieder in eine visuelle Konsumwelt des Alltags zurückgeworfen.

FIONA RUKSCHCIO Wer sucht wen oder was? Das Ausgangsmaterial für die Collagen von Fiona Rukschcio bildet Found Footage aus Printmedien und Werbeprospekten, das sie häufig mit Malerei verbindet. In atmosphärischen Settings im Kreis von ProtagonistInnen aus Celebrity und Entertainment Gossip performt die Künstlerin vielfach selbst in unterschiedlichen Rollen und Posen: Fremde und eigene Identitätsentwürfe treffen unvermittelt aufeinander. Transformierte Textfragmente mischen sich unter die Schnappschüsse und Appetizer des medialen Alltags; durch ihren assoziativen Einsatz produzieren sie Mehrdeutigkeiten, und die wörtlichen Einschübe gewinnen selbst dem Kalauer Qualitäten ab. (Nicola Hirner)

Pressetext

only in german

Transformationen / Transformations
Fotogalerie auf Wanderschaft
Ort: Österreichisches Kulturforum Tokyo

mit Joerg Burger, Anja Manfredi, Klaus Pamminger, Fiona Rukschcio