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Radujte se duse sitne prodane, od iste ste rde skovane. (...)

Freut euch, ihr Seelen, kleinliche, verkaufte, ihr seid aus dem gleichen Rost geschmiedet. (...)

aus Cecas, "Trula vinja"(Vergammelte Kirsche)

Für die Eröffnungsausstellung der Galerie der bildenden Künste Hamburg luden wir die Künstler Adnan Softic, Stef Heidhues, Christoph Rothmeier und Malte Urbschat ein. In ihrer zu diesem Anlass entstandenen Installation mit dem Titel "Turbo[v]folk" schufen sie miteinander verschränkte Räume, welche sich in ihren Aus-und Durchblicken gegenseitig bedingen.

Der Begriff "Turbofolk" bezeichnet eine in den 80er Jahren entstandene Musikrichtung und milieubezogene Massenbewegung im damaligen Jugoslawien, deren Musik sich aus Elementen traditioneller Folklore, Eurodance und orientalischer Musik zusammensetzt. Die Texte erzählen in einer sehr bildreichen Sprache von hedonistischer Liebe, wobei sich traditionelle Metaphern auf eine eigentümliche Art und Weise mit der Moderne mischen

Teil der Installation ist die Projektion eines Konzerts der Turbofolkikone Ceca im Marakana Stadion in Belgrad. Sie vereint scheinbare Paradoxien wie demokratische Erneuerung, Tradition und serbischen Nationalismus in einer Person. Sie ist ein gefeierter Superstar und gleichzeitig die Witwe des unter dem Namen "Arkan" bekannt gewordenen und 2001 ermordeten Kriegsverbrechers mit dem sie einen Fussballklub besitzt. Dieser war im letzten Balkankrieg Anführer einer für die grössten Massaker an Bosniaken und Kroaten verantwortlichen paramillitärischen Einheit. Trotzdem bleibt Ceca in der Wahrnehmung einer grossen Fangemeinde auf dem ganzen Balkan scheinbar unangreifbar. Sie schliesst vielmehr alles ein, bleibt nicht positionierbar und ambivalent.

An den Grenzen von solcher Ambivalenz bewegt sich die Ausstellung in ihrer räumlichen Inszenierung. Bewegung und Transparenz und ihre Umkehrung ergänzen sich zu verschiedenen Oberflächen: Der begehbare Raum, der das Innere zugleich verbirgt, eröffnet, "überwacht" und somit mystifiziert.

Die neue Hochschulgalerie ist eine konkrete Manifestation der laufenden Hochschulstrukturreform. Diese erste Ausstellung ist ein ebenso konkretes Anliegen, trotz aller Skepsis sich diese anzueignen und damit zu entmystifizieren.

Die Leiter geht weiter. Tillmann Terbuyken, Tim Voss Seminar kuratorische Theorie und Praxis