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Ugo Rondinone gibt den Visionen einen Halt. Als multimedialer Romantiker erzeugt der Schweizer Künstler hochartifizielle Installationen, die er mit banalen Fußnoten versieht. Die Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst Münster zeigt ab dem 6. Mai eine nahezu sakral anmutende Tempelkonstruktion aus schwarzen Plexiglas-Säulen. Ein Endlos-Loop aus „Beziehungskrisen-Lyrik“ tönt als Soundinstallation aus dem abgedunkelten Nebenraum. Aber weder die archäologisch wirkenden Riesensäulen, noch die Riesenmasken mit ihren mammuthaften leeren Augenhöhlen oder die überdimensionierte Glühbirne bringen Licht in die an Becketts Dialoge erinnernde „Beziehungskiste“. Das Erhabene und das Banale ergeben zusammen das Komische, das wussten schon die klassischen Autoren im Alten Rom. Die Komik von Ugo Rondinone hat etwas Liebenswertes. Der Besucher findet es, wenn er den Hochglanz Architekturen auf den Grund geht. Am Fuße der Säulen hat Rondinone sein Tagebuch hinterlegt und Alltagsepisoden einer seltsamen Comik-Figur versteckt: Der „kleine“ Mann liest auf dem Klo Zeitung, bügelt, schläft, steht auf und tut ganz normale Dinge. Poetische „Haikus“, auf Holzbretter an die Wand genagelt, versuchen der Inflation der emphatischen Gesten eine einfache Wahrheit entgegen zu stellen. Aber: Welche Rolle hat der Besucher? Welche Rolle nimmt der Künstler ein, um in diesem Erkenntnislabyrinth von Nahsicht und Weltentwurf Position zu beziehen? Manchmal zeigt lässt Ugo Rondinone einen Clown auftreten, der wie erschlagen auf dem Boden liegt. Erschlagen, vielleicht von der Gewalt der Bedeutsamkeiten? Oder in der Beruhigung, das gefunden zu haben, was er suchte: die Bodenhaftung nach dem Höhenflug der Visionen.

Der 1964 in der Schweiz geborene, heute in New York arbeitende Künstler hatte in den vergangenen Jahren zahlreiche Einzelausstellungen, u.a. in der Matthew Marks Gallery (New York), der Galerie Esther Schipper (Berlin), der Galerie Eva Presenhuber (Zürich), bei Sadie Coles HQ (London), der Galerie Almine Rech (Paris), der Galleria Raucci/ Santamaria (Neapel), dem Centre Pompidou Paris, der Kunsthalle Wien und der Londoner Whitechapel Art Gallery, die noch bis zum 23. März die Ausstellung „zero built a nest in my navel“ zeigt.

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Ugo Rondinone