press release only in german

Im Kunstverein Freiburg findet vom 16.-30. September 2011 das Projekt „Urban Art. The New Contemporary Art“ statt. Elf Künstler aus Freiburg und Umgebung sowie der Schweiz, ausgewählt von dem aktivem Künstler der Freiburger Sprayer-Szene Tom Brane, präsentieren ihre Arbeiten und gewähren einen Einblick in die unterschiedlichen Techniken und den Facettenreichtum dieser relativ jungen Kunstrichtung.

Der Begriff Urban Art ist seit den 1980er Jahren populär. Vor allem wurde er in der Kunstszene verwendet, um Kunst und Künstler/innen, die ihren Ursprung in der Street- und Graffiti-Art hatten, terminologisch zu vereinen.

Urban Art lässt sich anhand verschiedener Charakteristika definieren: Anonymität, Ephemerität, Kontext, Eigeninitiative und Stil. Dies sind die Kriterien, die aus dem Zusammenspiel der städtischen Gegebenheiten resultieren. Graffitis, Tags, Paste Ups, Stencils oder Sticker als politische Botschaft oder auch gesetztes Zeichen, erobern immer mehr gemeinschaftliche städtische Räume und überschreiten bewusst die Grenzen des Einzelnen in der Gesellschaft. Diese für jeden frei zugänglichen Arbeiten sind meist anonyme oder unter einem Pseudonym verfasste Einzelwerke. Durch Witterung, Reinigungsprozesse oder auch konkurrierende Künstler/innen haben sie oft nicht lange Bestand. Technische Ausführung und Kontext sind stark an die Umgebung und die Umstände geknüpft. Stilistisch angelehnt sind die Arbeiten der Urban Art-Künstler/innen an die Comic-Bildersprache, die Pop-Art oder auch die Fotografie und Plakatgestaltung. Das breite Spektrum der Techniken und Mittel der visuell gestalteten Künste wird ausgeschöpft.

Urban Art wird in den Städten immer präsenter und im Zeitalter der Digitalkamera und des Internets von einer immer größeren Öffentlichkeit wahrgenommen. So verwundert der Wandel nicht, der sich momentan innerhalb der Urban Art-Szene vollzieht. Seit einigen Jahren besteht die Tendenz, dass die ursprünglich subkulturell strukturierten Netzwerke der urbanen Künstler/innen zunehmend in etablierten Einrichtungen institutionell gezeigt werden.

Dementsprechend aktuell ist das Projekt des Kunstvereins. Die Ausstellung „Urban Art. The New Contemporary Art“ möchte im institutionellen Rahmen regionale Urban Art-Künstler vorstellen. Die Bandbreite der ausgestellten Arbeiten von Dome, dust, Biserama, David Lucco, Disk, Nest da Foe, smy, Fabian Bielefeld, Johannes Mundinger, Index-Centric und Tom Brane reicht von Skulpturen und Bildern bis hin zu Fotografien und natürlich Graffitis in den Techniken des Realismus, der Stencilkunst, des Surrealismus, der Abstraktion oder auch der Typographie.

Eine Mural-Livemalaktion, die die Arbeitsweise der Künstler bei der Erstellung eines Graffitis vorstellt, ergänzt die Ausstellung „Urban Art. The New Contemporary Art“. Darüber hinaus wird das Projekt durch einen Vortrag über die geschichtliche Entwicklung der Urban Art und zum Thema passenden Filmvorführungen im Kommunalen Kino inhaltlich erweitert.

Die Ausstellung öffnet am 16.09.2011 um 19:00 Uhr. Es sprechen der Sozial-und Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach und Kurator Tom Brane. Im Anschluss besteht die Möglichkeit einer persönlichen Begegnung mit den Künstlern bei der Eröffnungsfeier in der Jackson Pollock Bar, Sedanstraße 8.

Biographien

Fabian Bielefeld (*1983, D) studierte an der Hochschule für Kunst, Design und populäre Musik in Freiburg. Seit Jahren begleitet er Graffiti-Sprayer bei ihren Streifzügen über Gleis- und Zugstellanlagen. Diese Kulissen versucht er in seinen Fotoarbeiten einzufangen und so dem Betrachter das Gefühl zu vermitteln, live an den Aktionen teilzuhaben.

Der Bildhauer Alexander Becherer alias Biserama (*1983, D) ist fasziniert vom städtischen Lebensraum, der sich im ständigen Wandel befindet. An der Akademie für Bildende Kunst in Lahr wurde er von Prof. Franzjoseph Held zum freischaffenden Künstler ausgebildet. Der Skulpturenbau in Kombination mit verschiedenen Stilmitteln und Medien bildet momentan den größten Teil seines Schaffens. Von 2009 bis 2011 waren Werke von Biserama in verschiedenen Einzelausstellungen u.a. in London, Cannes und Düsseldorf zu sehen.

Unter dem Künstlernamen Tom Brane (*1981, D) arbeitet der studierte Grafikdesigner Thomas Knab seit 2003 freischaffend. Er trat unter anderem als Begründer der Künstlergruppe „Druxs“ in Erscheinung und war zuletzt Teilnehmer einer Gruppenausstellung im Pretty Portal Düsseldorf. Seine Werke berufen sich auf die M-Theorie der Physik. Diese beschreibt die Existenz mehrdimensionaler Objekte – genannt Branes.

David Disk Monllor (CH) setzt realistische Bildelemente collagenartig zusammen. Dies führt zu einer surrealen Entfremdung des Sujets. 2011 trat er bei der Stroke Artfair in München mit einem Live-Painting in Erscheinung.

Im Werk des Künstlers Dome (*1975, D), Christian Krämer, offenbart sich die oberflächliche Wahrnehmung der Umwelt als marionettenhafte Maskerade. In seiner Kunst tritt dadurch das wahre Wesen der Dinge in Erscheinung. In den letzten Jahren nahm er mehrfach an diversen Gruppenausstellungen des Badischen Kunstvereins und des Gotec Kulturhauses in Karlsruhe teil.

Der Grafiker David Stegmann aka dust (*1982, CH/D) zeigt in seinen Arbeiten seine Vision vom Einklang des Menschen und der Natur: abstrahierte und auf ihren Ursprung zurückgeführte Menschen, die wie Tiere in der Konsumgesellschaft ihrer wahren Identität beraubt werden. Seine Kunstwerke wurden unter anderem in Einzelausstellungen in der Galerie Jenzen Aalborg/Dänemark, der Myplasticheart Gallery New York/USA sowie im Kunstraum Winterthur/ Schweiz präsentiert.

Andreas Krämer, der seine Bilder mit INDEX-Centric (*1979, D) unterschreibt, bezieht er sich nicht nur zufällig auf ein Verzeichnis von allen möglichen Dingen oder spielt mit Begriffsfeldern verbotener Inhalte: er weist vor allem darauf hin, dass er an einer möglichst großen Erweiterung von Bildbegriffen interessiert ist. Durch ein collagenartiges Sample verschiedenster Techniken erreicht der studierte Grafiker sein Ziel, neue Bildwelten zu erschließen. Seit 2006 stellt er seine Arbeiten in erster Linie in der Region, unter anderem in der Galerie Wildwuchs in Freiburg sowie im Kulturhaus Gotec in Karlsruhe der Öffentlichkeit vor.

David Lucco (CH) geht es in seinen Arbeiten um die Abstraktion von bereits Vorhandenem. Er benutzt für seine Kunstwerke unterschiedlichste Materialien. So bearbeitet er beispielsweise Stahlblech mit Säuren, um sie anschließend mit Hilfe von Druckverfahren typografisch zu gestalten. 2010 waren Arbeiten von ihm in der Carhartt Gallery in Weil am Rhein ausgestellt.

In den Werken von Johannes Mundinger (*1982, D) findet sich ein kindliches Element wieder, eine gewisse Unschuld und Naivität, einfach eine unvoreingenommene Neugierde auf die Welt. Kunst ist für ihn nicht nur das Klassische, Heilige sondern darf auch Spaß machen. Kunst kann alles sein. Mundinger studierte zunächst Grafikdesign und derzeit Illustration. Zu sehen waren seine Werke z.B. im Berliner Kunstverein in Münster, in der Galerie Kreuzberg in Münster und im Centre Culturel Dinant, Belgien.

Der vor allem als Stencilkünstler in Erscheinung tretende Nest da Foe (*1980, D) benutzt die Gegebenheiten der Stadt als Medium, um visuelle Anreize zu schaffen. Er bedient sich unterschiedlichster Techniken und Arbeitsmaterialien, die der jeweiligen Umgebung angepasst sind. Seit 2000 wird sein Schaffen bundesweit in diversen Ausstellungen gezeigt.

Der Schwerpunkt des freischaffenden Künstlers und Illustrators smy (* 1980, D) liegt auf der Darstellung exotisch anmutender, fiktiver Lebewesen mit düsterem Beigeschmack, die dennoch einen hohen Sympathiewert haben. Selbst umschreibt er den Inhalt seiner Bilder als „Freaks & Freakadellen“. Er arbeitet mit der Technik der Nitrofrottage, die besonders geeignet ist, um seine Bilder altertümlich/gebraucht erscheinen zu lassen. 2011 gestaltete er das Plakat für das Invasion-Festival und war zudem in der dortigen Ausstellung vertreten.