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Alle Arbeiten zeigen eine Auseinandersetzung mit Stadt, mit deren BewohnerInnen, mit täglichen Erlebnissen und flüchtigen Beobachtungen, mit zirkulierenden mentalen und medialen Bildern. Stadt, heute als eine Überlagerung von politischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Faktoren begriffen, wird über die malerische Aneignung reflektiert und interpretiert, wobei Klischees und Stereotypen in der Konzeption und Wahrnehmung eines Urbanen genauso eine Rolle spielen wie abweichende Vorstellungen. Seit Jahrhunderten finden sich KünstlerInnen, die sich in ihren Arbeiten mit Stadt auf verschiedene Weise beschäftigt haben, seien es die berühmten Stadtansichten von Guardi oder Canaletto im 17. Jahrhundert oder die sozialkritische Malerei der 10er und 20er Jahre des 20. Jahrhunderts eines Otto Dix und George Grosz, um einige der prominentesten Beispiele zu nennen. Auch die KünstlerInnen in der DDR widmeten sich – je nach Standpunkt – dem Aufbruch bzw. Niedergang der neuen Ideale, dem Zusammenleben unter sozialistischem Vorzeichen bzw. der Entfremdung der Individuen. Doris Ziegler kann auf Erfahrungen vor und nach der Wende zurückgreifen. Ihre melancholisch stimmenden, klassisch aufgebauten Arbeiten, in denen sie ganz bewusst historische Zitate einbaut, handeln sowohl von Transformationen im Städtischen bzw. im materiellen Erscheinungsbild der Städte, aber auch in den Menschen selbst. Die Entfremdung hat sich seit den 90er Jahren gewissermaßen gewandelt und ist vom Politischen ins Ökonomische gewandert. Bei Verena Landau wandelt sich das Definierbar-Städtische in Undefinierbares: Die von ihr gemalten urbanen Szenarien geben gesichtslose Orte wieder, die genauso austauschbar sind wie die ProtagonistInnen ihrer Bilder. Ihnen kommt letztendlich – in den Malereien, aber auch im gesellschaftlichen Gefüge - die Rolle von StatistInnen zu. Dem Einfluss von Massenmedien, Werbung, „Shopping“, kurzum einer globalen Konsumkultur auf die Konzeption und Wahrnehmung von Stadt und der daraus resultierenden gesellschaftlichen Konflikte geht Anna Meyer nach. Ziel- und orientierungslos wirkende Menschen und aus dem sozialen Netz geworfene Randgruppen der Gesellschaft bevölkern ihre malerischen Stadtwucherungen. Auch Johanna Kandl widmet sich dem Aufeinanderprallen verschiedener Kulturen, Ansichten, aber auch Ökonomien, indem sie zwischen Bild- und Textebene bewusst Kollisionen und Widersprüche erzeugt. Stadt tritt bei beiden als ein Konglomerat unterschiedlicher Sphären, Einflüsse und (Macht-)Mechanismen in Erscheinung. Katharina Immekus und Orsolya B. Larsen setzen beim standardisierten Bild von Stadt an: Während Immekus die deutsche Biederkeit von Innen- und Vorstädten fokussiert, geht Larsen den stereotypen Versprechen des Sozialismus nach, indem sie etwa Bilder aus einem Weltatlas der 70er Jahre interpretiert oder gezielt Motive in Städten der Gegenwart sucht, die von der Brüchigkeit dieser vergangenen Ideale, aber auch ihrem utopischen Gehalt künden. Indem Immekus und Larsen ihre Motive von ihrem jeweiligen Umfeld isolieren und mit malerischen Mitteln bestimmte Akzente und damit Schwerpunkte setzen, wird die den Bildern zu Grunde liegende Sehnsucht nach einer perfekten Welt, ob nun in der Spießbürgerlichkeit oder im totalisierenden Gesellschaftskonzept ausgedrückt, reflektierbar.

Rafal Bujnowski, diesjähriger Preisträger des Kunstpreises Europas Zukunft, vergeben vom B.V.K. Vogt & Kollegen, Rechtsanwälte, und alpha 2000 GmbH in Zusammenarbeit mit der GfZK, wird für die Ausstellung eine Intervention im Neubau der GfZK entwickeln und dabei gezielt auf das städtische Umfeld der Galerie eingehen.

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Urbane Malerei
Kuratiert von Barbara Steiner, Ilina Koralova und Julia Schäfer

mit Doris Ziegler, Johanna Kandl, Verena Landau, Anna Meyer, Katharina Immekus, Orsolya B. Larsen, Rafal Bujnowski