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Im Zentrum von Ursula Roggs Fotosequenzen und den daraus entwickelten Animationsfilmen steht der analytische Umgang mit Rollenmodellen und Identitäten. Sie geht dabei der Frage nach, wie reproduzierbar Lebenswirklichkeiten sein können. Ihr Interesse gilt Inszenierungen, die sich um eine naturalistische Simulation von Stimmungen oder Ereignissen bemühen. Diese Re-Produktionen spürt sie beispielsweise in den Kulissen von Daily Soaps, in Ausbildungssituationen oder diversem Training auf. Den Beziehungen, die dabei zwischen Rolle und Subjekt, Anleitendem und Anschauungsmodell, Funktionsraum und Nachbau entstehen, verleiht sie in ihrer subjektiven Wiedergabe etwas Doppelbödiges: Eine z.T. unangemessen wirkende Ernsthaftigkeit und der ungebrochene Glaube an das Surrogat erzeugen komische Momente und erinnern uns zugleich an eigene Verhaltensmuster. Die angeblichen Gegensätze von Wirklichkeit und Inszenierung ergeben in Ursula Roggs Arbeiten eine untrennbare Einheit, die sich teilweise aus den dafür charakteristischen Massenmedien speist, sich aber von deren Bildsprache radikal absetzt.

In "CASINO" (DVD, 9'20) werden wir Zeugen eines speziellen Schauspieltrainings, dem so genannten Method Acting. Von Lee Strassberg in den 30er Jahren entwickelt, wurde es von Vertretern einer auf psychologische Authentizität ausgerichteten Schauspielkunst, wie z.B. Taylor, Burton, Brando oder später de Niro am Lee Strassberg Institute erlernt und praktiziert. Es basiert darauf, dass über bestimmte sinnliche Eindrücke unsere Erinnerung an prägende Erlebnisse geweckt wird, die wiederum eine starke Emotion aktiviert. Beim Method Acting kommt es darauf an, gezielt auf diesen Erinnerungsspeicher zuzugreifen und die daran gekoppelte Emotion abzurufen. CASINO macht den Betrachter zum Zeugen dieses Trainings: eine Schauspiellehrerin weist eine Studentin ein. Die Chronologie dieser mehrstündigen Unterrichtssequenz, die hier in 80 Einzelbildern festgehalten ist, wurde jedoch umgekehrt. Das Wiederbeleben / Nacherleben einer Stimmung wird somit zurückverfolgt in die sachliche Ausgangssituation Unterricht. All das fand statt in der Kajüte eines Schiffes mit dem titelgebenden Namen "Casino".

"RE - ANIMATION" ist ein Filmloop von 1'31 min Länge, der 13 Einzelbilder verbindet. Das Modell eines Krankenzimmers wurde aus der Vogelperspektive in verschiedenen Ansichten geblitzt und aufgenommen und zusätzlich mit Lichteffekten wie "Störblitzen" versehen.

In "NACHMACHEN VORMACHEN, Handgriffe zur Wiederbelebung demonstriert an der Puppe Annie" sehen wir Momentaufnahmen einer Darbietung von freiwilligen Helfern des Bayerischen Roten Kreuzes. Die Komposition und Farbigkeit der 7 Farbfotografien stellen eine formale Nähe zu Malereien der Spätrenaissance her, die den toten, sezierbaren Körper als Motiv für wissenschaftlich orientierte Aufgeklärtheit entdeckt hatte.

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