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Valentina Minnig «adult/sensitive» Gernot Wieland «Diebstahl und Gesänge»

29. August – 8. November 2020
Eröffnungstag: Samstag, 29. August 2020, 11 – 17 Uhr

Wir freuen uns nach langer Zeit eine neue Doppelausstellung in der Kunst Halle Sankt Gallen eröffnen zu können. Mit Werken zweier Kunstschaffender verschiedener Generationen werden auf unterschiedliche Weise soziale Beziehungen in alltäglichen Situationen ergründet und in Frage gestellt. Valentina Minnig sowie auch Gernot Wieland gehen in ihrer künstlerischen Praxis (verborgenen) Machtstrukturen nach und hinterfragen, wie diese menschliche Beziehungen und unser Zusammenleben gestalten. Forschend und stets auch mit autobiografischen Zügen, lenken die beiden Kunstschaffenden ausserdem einen kritischen Blick auf das ambivalente Verhältnis der „westlichen“ Gesellschaft zum Tier.

Valentina Minnigs installative Werke bedienen sich einfacher, teilweise auf der Strasse gefundener Materialien, um raumgreifende Interventionen zu gestalten. Ihre Arbeiten erzeugen nicht nur einen Zustand der Fragilität, sondern referieren oftmals die direkte Umgebung eines Ortes. Gleichzeitig untersucht Minnig technische Konstruktionen und Strukturen, die die Spannung der Mensch-Tier-Relation zwischen Kontrolle und Faszination wiederspiegeln und zeigt auf, wie diese Einfluss auf tierisches Verhalten haben. Mittels reduzierter Formensprache und oftmals ausgehend von subjektiven Empfindungen sucht die Künstlerin in «adult/sensitive» nach Möglichkeiten, gewohnte Beziehungsverhältnisse aufzubrechen und anders- artige Begegnungsformen aufzuführen. Im Hauptsaal der Kunst Halle Sankt Gallen realisiert Valentina Minnig eine ortsspezifische Rauminstallation, die anhand von Netzen, z.B. zum Schutz vor Vögeln, das Verhalten der Besucher*innen beeinflusst und somit herkömmliche Kräfterelationen erlebbar auf den Kopf stellt.

Die künstlerische Praxis von Gernot Wieland basiert ihrerseits auf der Dekonstruktion von Narrationen. Humorvoll schweben seine Arbeiten zwischen Fiktionalem und Dokumentarischem und illustrieren die Absurditäten des Alltags, sei dies beim Menschen oder auch beim Tier. Wissenschaftliche und para-akademische Recherchen sind das Fundament seiner Reflexionen, die sich als Skizzen, Diagramme, Lecture-Performances, Fotografien sowie 16mm-Filme im Ausstellungsraum konkretisieren und durch eigene – oft frühkindliche – Erinnerungen ergänzt werden. Wieland erforscht somit Aspekte der Macht und Kontrollbedingungen in gesellschaftlichen Normen und deren Verarbeitung im kollektiven und auch ganz persönlichen Bewusstsein. Darüber hinaus spielen in «Diebstahl und Gesänge» ebenfalls Tiere eine Rolle, erkunden die präsen- tierten Werke doch deren Domestizierung und die Fixierung darauf, sie immerzu vermenschlichen zu wollen. Wieland kritisiert die Situierung des Sapiens an der Spitze der natürlichen Leiter und stellt die Idee vom Menschen als ideales Mass aller Dinge infrage. Die Ausstellung zeigt mehrere neue Filme des Künstlers und ist in Zusammenarbeit mit dem Salzburger Kunstverein entstanden.