Filipp Rosbach, Leipzig

Spinnereistraße 7, Halle 20, Eingang D
04179 Leipzig

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artist / participant

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Kunst als Ortskunde. Valentina Seidel lotet in ihrem im Jahr 2000 begonnenen Projekt "Exchange" aus, welche Ikonographien sich Künstlern in der fotografischen Repräsentation bieten. Sie interessiert sich für ein Zusammenspiel, einen individuellen Austausch mit den Personen, die sie fotografiert: So bestimmt sie nicht, wo und wie sie aufgenommen werden, sondern gibt ihnen Gelegenheit und Inspiration, sich in einem ihnen entsprechenden Ambiente zu zeigen. Selbst bei der Auswahl des schließlich veröffentlichten Fotos dürfen die Künstler mitwirken; sie sind also in alle Phasen des Prozesses einbezogen.

Da die Künstler selbst den Ort suchen, an dem sie fotografiert werden wollen, bekommt jedes Bild auch einen Werkcharakter. Immerhin ist es in der Gegenwart weniger die geniale Hand als die hervorragende Spürnase, die als besonderes Kennzeichen des Künstlers gilt. In einer Zeit, in der sich viele Künstler nicht mehr darüber definieren, neue Bilder zu machen und originelle Formen zu entwerfen, sondern vielmehr mit gefundenem Material zu arbeiten, ja aus einem Pool an Vorhan-denem zu schöpfen, erwartet man von ihnen auch, dass sie einen überraschenden Platz entdecken und sich als besonders ortskundig erweisen, wenn es darum geht, ein treffendes Porträt von ihnen zu erstellen. Ihr Faible für das Ungewöhnliche, das Ausgefallene, das sonst Übersehene sollte im Foto – so die Hoffnung – zum Ausdruck kommen, ihr jeweiliges Werkklima sich auf ihm idealer weise nahtlos fortsetzen.

Der Bildhauer Robert Bridgewater stellt zusammen mit seiner Freundin Kate Mc Caughey Jan van Eycks berühmte Arnolfini-Hochzeit nach: Das Paar tut so, als richte es sich gerade eine frisch renovierte Wohnung ein – und wie zufällig ergeben all die Dinge ein Pendant zur bürgerlichen Lebenswelt des frühen 15. Jahrhunderts. Das Foto wird damit ein Bekenntnis zu einer langen Tradition, und statt in avantgardistischer Manier totale Differenz zu reklamieren, legt der Künstler Wert darauf, als jemand wahrgenommen zu werden, der im Wissen um historische Kontinuitäten arbeitet.

Seidels Fotos sind neben allem Individuellen, das die jeweiligen Künstler und anderen Akteure des Kunstbetriebs auf ihnen offenbaren, tatsächlich repräsentativ – standesgemäß – für das Metier, dem die Fotografierten angehören. Die Wahlverwandtschaft zwischen den Personen und den von ihnen gewählten Orten zeugt von einem besonderen Sinn für das Vieldeutige und Offene. Die Fotos machen spürbar und sichtbar, was das Eigentümliche nicht nur der Künstler, sondern der Kunst ist. —Wolfgang Ullrich [Textauszug aus Katalog »Exchange: Portraits with Artists«]

Valentina Seidel [*1973 in Regensburg] lebt und arbeitet in Leipzig. 1994 Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig?Fachbereich Fotografie; Diplom Bildende Kunst. 1999–2001 Auf-baustudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig,?Klasse für Fotografie und Medien bei Joachim Brohm

Publikation: Zur Ausstellung erscheint der Katalog: Valentina Seidel »Exchange: Portraits with Artists«, herausgegeben vom Fotohof Salzburg [AT] mit einem Text von Wolfgang Ullrich.

Die Ausstellung ist von Dienstag—Samstag 11—18 Uhr geöffnet. Auf Ihr Kommen freuen sich Josef Filipp, Michaela Rosbach und Jörg Rosbach. Besuch nach Vereinbarung unter 0172. 373 11 10.

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Valentina Seidel »Exchange: Portraits with Artists«
Kurator: Josef Filipp