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Mit „Die erste Nacht der Welt“ ist erstmals seit 2009 wieder eine Ausstellung der französischschweizerischen Künstlerin Valérie Favre in Frankreich zu sehen. Das Straßburger Museum für moderne und zeitgenössische Kunst (MAMCS) zeigt jüngere Gemälde sowie ein umfängliches Ensemble mit über 200 Zeichnungen, zu denen die Künstlerin Maurice Blanchots Roman Thomas der Dunkle inspirierte.

Auf einer Fläche von rund 600m2 macht die Schau mit den jüngsten Arbeiten, aber auch mit den Träumereien und tiefschürfenden Überlegungen dieser in Frankreich selten ausgestellten Künstlerin bekannt.

Der Name „Die erste Nacht der Welt“, den Valérie Favre (geb. 1959 in Biel, Schweiz) dieser großen Ausstellung im MAMCS gab, ist Maurice Blanchots Roman Thomas der Dunkle entlehnt. Er steht für ein Projekt, das Literatur und Theater gleichermaßen verpflichtet ist: Von Blanchots sonderbarer Erzählung fasziniert, kopierte die Künstlerin das Werk minuziös und illustrierte es mit Tuschezeichnungen. In der Art eines Environments bildet die rund 200 Zeichnungen umfassende Arbeit das Herzstück der Ausstellung, deren Design die Künstlerin selbst entwarf.

Des Weiteren versammelt die Schau rund dreißig Gemälde, die allesamt in Berlin entstanden sind, wo Valérie Favre an der renommierten Universität der Künste unterrichtet, darunter mehrere große Triptychen aus der Serie Théâtres. Beeindruckend sind nicht nur die monumentalen Ausmaße dieser Werke, sondern auch ihre erstaunlichen Motive: Mit fantastischen Umzügen und Narrenschiffszenen zeichnen sie ein düsteres, wenngleich nicht humorloses Bild vom Wahnsinn dieser Welt.

Die Reihen Robes rouges (Rote Kleider), Lapines univers (Universal-Häsin) oder auch Suicides (Selbstmorde) vermitteln einen Überblick über die Themen, mit denen sich Valérie Favre in den letzten Jahren sehr variantenreich auseinandergesetzt hat. Zu laufenden Zyklen gehören die Arbeiten aus Fragments, in denen sie Victor Hugos Tuschezeichnungen aufgreift und auf unerwartete Weise fortführt und auflöst, Ghosts, zu denen sie u.a. Goyas Flug der Hexen inspirierte, oder ihr letztes Bild aus der Serie Balls and Tunnels, einer wahren Ode an den Zufall. Den Abschluss bildet ein Ensemble von Tuschezeichnungen, die in komplex verschlungenen Linien und Collagen zahlreiche Verweise auf Kunstgeschichte, Literatur und moderne Gesellschaft enthalten.

Kuratorinnen: Joëlle Pijaudier-Cabot, Direktorin der Straßburger Museen, und Estelle Pietrzyk, Leiterin des MAMCS

Der dreisprachige Ausstellungskatalog umfasst Beiträge von Heike Fuhlbrügge, Daniel Payot und Corine Pencenat sowie ein Gespräch zwischen der Künstlerin und den Kuratorinnen der Schau.