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INSIDEOUT #2 Veit Laurent Kurz
Kunst im Schaufenster

Kuratiert von Gesine Borcherdt

01. – 28. März 2021

Wie erspüren wir unsichtbare Gefahr? Wo sitzt sie und was sind ihre Folgen? Das Thema Kontamination beschäftigt Veit Laurent Kurz schon seit seiner Kindheit: Beim Spielen im Wald und am Wasser spürt er unsichtbare Geister, die Übelkeit und Halsschmerzen auslösen. Heute sind seine Dilldapps zwergenartige, deformierte Figuren, von denen etwas Toxisches ausgeht. Eingebettet in apokalyptische Szenarien aus Plastikpflanzen, Möbel- und Bauteilen, oft getränkt mit giftgrüner Flüssigkeit wirken sie wie Untote, die zugleich etwas Märchenhaftes verströmen – und die ganze Räume in den Abgrund reißen.

Ein solches apokalyptisches Setting von Veit Laurent Kurz gibt es ab dem 1. März im Rahmen der Ausstellungsreihe INSIDEOUT im Schaufenster der Kunsthalle Gießen zu sehen. Damit ist Kurz nach der Auftaktausstellung mit Raphaela Vogel die zweite künstlerische Position des dreiteiligen Formats INSIDEOUT, das monatlich wechselnde Künstlerinnen ausstellt. Durch die Schaufenstersituation macht INSIDEOUT trotz Lockdown aktuelle Kunst für Besucherinnen erfahrbar.

Für INSIDEOUT hat der Künstler eine Installation aus seiner Werkserie Herba 4 aufgebaut, die er immer wieder abwandelt: Bemalte Wandpaneele und turmartige Architekturen aus Styropor, die einen seltsamen, moosig-floralen Bewuchs aufweisen, sind über Schläuche zusammengeschlossen wie eine große Destillationsmaschine. Herba 4 – ein fiktives Elixier, das durch das Rohrsystem hindurch gepumpt wird – fungiert für den Künstler abwechselnd als Kräuterextrakt, als Gift, als Halluzinogen oder gar als fiktiver Impfstoff. Wahlweise gehen also eine tödliche oder eine vitalisierende Wirkung von ihm aus. Wenn Herba 4 wie eine radioaktive, ausgelaufene Flüssigkeit den Boden bedeckt, so gleicht die Szenerie einem Chemielabor, in dem ein Unfall passiert ist – Faszination und Furcht fließen ineinander. (Textauszug Gesine Borcherdt)

Veit Laurent Kurz (*1985 in Erbach) lebt und arbeitet in Berlin. Er studierte an der Hochschule für Gestaltung Offenbach und an der Städelschule in Frankfurt. Seine letzten Einzelausstellungen fanden u.a. im Kunstverein Nürnberg (2019) und in der Städtischen Galerie Delmenhorst (2017) statt. Zudem nahm er u.a. an den Gruppenausstellungen DREAM BABY DREAM im Haus Mödrath, Kerpen (2020) sowie Made in Germany Drei im Sprengel Museum und der Kestner Gesellschaft Hannover (2017) teil.

Gesine Borcherdt ist Kunstjournalistin und Kuratorin und lebt in Berlin. Sie ist Autorin bei der Welt, Welt am Sonntag, BLAU International und AD Germany und war leitende Redakteurin des Kunstmagazins BLAU. Von 2014 bis 2019 war sie als Kuratorin des Kunstraums CAPRI in Düsseldorf tätig. 2020 kuratierte sie die Ausstellung DREAM BABY DREAM im Haus Mödrath in Kerpen. Derzeit arbeitet sie an einem Interviewbuch mit VALIE EXPORT.

Weitere Informationen unter www.kunsthalle-giessen.de
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Mit besonderem Dank an Galerie Isabella Bortolozzi