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Die Ausstellung „Ninfa Moderna“ 1968−1989 stellt Arbeiten von Vera Lehndorff und Holger Trülzsch vor, die seit den späten 60er Jahren bis 1989 entstanden sind. Vera Lehndorff studierte an der Fachschule für Gestaltung in Hamburg. Ende der 60er Jahre begann sie gemeinsam mit Holger Trülzsch mit komplexen Performances, die ganz andere Arten der Darstellung bedeuten als ihre Exponierung als Fotomodel, als das sie unter dem Namen „Veruschka“ arbeitete. In der Galerie Czarnowska liegt der Schwerpunkt auf zwei Performance-Serien, die in Kooperation mit Holger Trülzsch stattfanden, der an der Kunstakademie in München studiert hatte: „Oxydationen“ 1979 in einer leer stehenden Fischhalle in Hamburg und „Sirius − da wo der Hunde begraben lag“ 1986 in einem Lager für alte Stoffe und Stoffreste in Prato bei Florenz. In Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Ort – dem verfallenden Charme der Industriearchitektur der Fischhalle und dem von alten Textilien überbordenden Lager in Prato – entwickelten Lehndorff und Trülzsch anamorphotische Malereien auf dem nackten Körper Lehndorffs, welcher auf den Fotografien mit der Umgebung zu verschmelzen scheint. Durch die Bemalung wird eine Objekthaftigkeit des Körpers evoziert und damit zugleich die Frage nach der Konstruktion des Subjekts zur Disposition gestellt. Die Bilder von Vera Lehndorff und Holger Trülzsch thematisieren die Selbst- und Fremdwahrnehmung des Weiblichen ebenso wie die Selbst- und Fremdfetischisierung des (weiblichen) Körpers und immer auch mit der Definition des Blicks. Das Wechselspiel von Verhüllung und Nacktheit, von Materialität des Hintergrundes und Materialität des Körpers ist in den Arbeiten von Lehndorff und Trülzsch immer auch eine Auseinandersetzung mit der Kategorie des Schönen und des Hässlichen, mit Schönheit und Verfall. Das Ruinöse und sich Auflösende der Hintergründe – der Rost, die abblätternde Farbe, die weggeworfenen und fleckigen Stoffe – steht im Kontrast zu den glänzenden Oberflächen und artifiziellen Inszenierungen der Modefotografie, in denen der Verfall des Körpers tabuisiert ist. Zugleich jedoch war Mode „nie etwas anderes als Parodie der bunten Leiche, Provokation des Todes, […] bitter geflüsterte Zwiesprach mit der Verwesung“, wie Walter Benjamin konstatiert.

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"Ninfa Moderna" 1968-1989
Vera Lehndorff / Holger Trülzsch