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Orientalische Teppichtradition trifft auf westliche Abstraktion der Moderne: Die deutsch-iranische Künstlerin Haleh Redjaian (*1971) gestaltet für das Museum für Konkrete Kunst Ingolstadt eine Ausstellung mit Teppichen, Faden-Wand-Installationen und Papierzeichnungen. Die Werke führen gestalterische Traditionen des Orients und der westlichen Moderne zusammen. Die Ausstellung „Verknüpft“ setzt die Arbeiten der Künstlerin in Bezug zu ausgewählten Werken der Museumssammlung und der Stiftung für Konkrete Kunst und Design. Sie läuft von Samstag, 12. März bis Sonntag, 12. Juni 2016. „Verknüpft“ ist der Auftakt zur Veranstaltungsreihe „Gewebe. Textile Projekte“ von „STADTKULTUR Netzwerk bayerische Städte“. Bayernweit werden unter diesem Motto Ausstellungen, Vorträge und Workshops zu diesem Thema angeboten.

Kultureller und zeitlicher Dialog
Die deutsch-iranische Künstlerin Haleh Redjaian lebt in Berlin. Ihre Teppiche „verknüpfen“ unterschiedliche kulturelle und historische Positionen hinsichtlich textiler Ornamentik. In der iranischen Stadt Kerman, die berühmt für ihre jahrhundertlange Teppichtradition ist, lässt die Künstlerin ungefärbte, einfarbige Teppiche weben, die sie anschließend mit zarten Fadenarbeiten überspannt oder mit Siebdruck bearbeitet. Ihr strenger Minimalismus widerspricht vollkommen der traditionellen iranischen Webkunst mit ihren ebenfalls zwar geometrischen, aber farbenfrohen und flächendeckenden Mustern. Haleh Redjaian knüpft vielmehr an die Textillehre des Bauhauses aus den 1920er Jahren an. Dort erlebte die Webkunst eine große Renaissance und wurde vor allem von Frauen, wie Gunta Stölzl oder auch später von Anni Albers, mit viel Erfolg betrieben. Neben Stoffen und Meterware entstanden damals auch zahlreiche Teppiche, denen eine besondere Rolle bei der modernen Inneneinrichtung zukam. Die strenge geometrische Ordnung stellte einen radikalen Bruch mit der orientalischen Ornamentik dar. Redjaian bezieht sich mit ihren Teppichen auf diese westliche Moderne einerseits und auf die klassische Webtradition im Iran andererseits.   Wandarbeiten und Zeichnungen
Seit vielen Jahren arbeitet Redjaian auch mit Fäden im Raum, die sie zu Installationen verspannt. Für das Museum für Konkrete Kunst wird sie zwei neue große Wandarbeiten an den zentralen Stellen des Hauses entwickeln. Goldene Flächen werden dabei eine besondere Rolle spielen und erneut auf orientalische Traditionen verweisen. Schließlich zeigt sie rund 20 Zeichnungen, die durch ihre feinen Linien an Gewebe erinnern.

Verknüpft
Die Werke von Haleh Redjaian werden auf allen drei Ebenen des Museums zu sehen sein. Daneben werden Sammlungsbestände des Museums und der Stiftung für Konkrete Kunst und Design gezeigt. Redjaians Position ist für das Museum für Konkrete Kunst interessant, weil sich das Haus ausschließlich der ungegenständlichen, geometrischen Kunst widmet. In der Kunst Redjaians werden unterschiedliche Traditionen und kulturelle Betrachtungen von Abstraktion zusammengebracht. Außerdem ist der Bezug zum angewandten Bereich bei Redjaian ein wichtiger Aspekt für das Museum: Viele konkrete Künstler betätigten sich aus der Tradition des Bauhauses heraus im angewandten Bereich als Designer und Gestalter. In der Ausstellung werden Neuerwerbungen der letzten Jahre und schon lange nicht mehr gezeigte Bestände präsentiert und diese mit dem Werk Redjaians „verknüpft“.

Beteiligte Künstler (Auswahl): Monika Brandmeier, Erich Buchholz, Gerard Caris, Inge Dick, Piero Dorazio, Hans Jörg Glattfelder, Gotthard Graubner, Jon Groom, Heinz Mack, Constance Irene Murdock, Rudolf Ortner, Verner Panton, Jesús Rafael Soto, Klaus Staudt, Zdeněk Sýkora, Ludwig Wilding.