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Vernissage: 01. Juni 2007 um 18:00h lange Nacht: 22. Juli 2007 bis 24:00h

Das Studio für elektroakustische Musik (SeaM) an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT und Bauhaus-Universität Weimar, seit 1997 unter der Leitung des kanadischen Komponisten und Klangkünstlers Robin Minard, präsentiert mit “Vice Versa” eine Installation aus Klang und Licht. die die Gegensätzlichkeit der beiden historischen Wasserspeicher im Prenzlauer Berg unterstreicht: groß / klein, zentrifugal / peripher, hermetisch / offen…

Als physikalische Objekte werden im großen Speicher eine ungewöhnlich lange, vertikal durch den Turm des Speichers gespannte Stahl-Saite und im kleinen Speicher eine Vielzahl von horizontal über dem Boden schwebenden quadratischen Stahlplatten installiert. Beide Objekte werden mit Hilfe von Körperschallgebern zum Schwingen gebracht und elektroakustisch verarbeitet. Die lange Stahlsaite, aus der das Klangmaterial gewonnen wird, findet sich als monolithisches Zentralelement im Turm des großen Speichers, der bis über die Grasnabe hinaus ins Freie ragt. Die vier Ringe des Speichers mit ihren jeweils ganz unterschiedlichen Hall- und Echoeigenschaften umgeben dieses Zentrum wie Schalen oder magnetische Kraftlinien. Die vom Computer transformierten und elektroakustisch ausgestrahlten Klänge sind spektrale Manifestationen der ausgezeichneten vertikalen Mittellinie.

Der kleine Wasserspeicher hingegen stellt sich als offener Raum dar. Die Bewegung des Besuchers ist explorativ und seitwärts gerichtet, das Zentrum ist transparent und führt den Blick weiter zur gegenüberliegenden Peripherie. Für die Offenheit und Wählbarkeit steht eine schwankende und wandernde Konstellation aus Rauschen.

Statt Speicher als hermetischem, unveränderlichem Behälter wird Speicher in Analogie zum Gedächtnis als rauschendes Feld begriffen, das ständig in Veränderungen ist, das sich nicht aus seinen Wandungen konstituiert, sondern aus wechselnden Verknüpfungen und Verwerfungen, aus Umwelteinflüssen. Der Speicher wird als labyrinthischer Möglichkeitsraum aufgefaßt, der durch die Bewegungen der Besucher zum Oszillieren gebracht wird. Das Feld, das Labyrinth, der Wunsch, die Möglichkeit haben ihren Grund stets in der Ferne, in der Abwesenheit. Die Installation, in deren Gedächtnis sich die Bewegungen des Besuchers einschreiben, spielt mit diesem Horizont. Zugleich werden durch die im Gewölbe verteilte Stahlplatten Anziehungspunkte geschaffen: Die Resonanzen der Platten schälen sich bei Annäherung des Besuchers aus der Monochromie des Rauschens heraus.

Robin Minard ist Professor für elektroakustische Komposition und Klanggestaltung an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT und der Bauhaus-Universität in Weimar, wo er auch das Studio für elektroakustische Musik SeaM leitet. Seit den frühen 1980er Jahren bilden elektroakustische Komposition und Klanginstallationen im öffentlichen Raum den Schwerpunkt seiner Arbeit.

Ludger Hennig beschäftigt sich seit Anfang/Mitte der 90er Jahre mit experimentellen Klangerzeugern und -objekten. Mit dem Film- und Kamerastudium in Dortmund und der Mediengestaltung in Weimar begann er die Auseinandersetzung mit der Arbeit an Klanginstallationen und elektroakustischer Komposition.

Hanns Holger Rutz aka Sciss: arbeitet seit 1999 mit elektronischer und Geräuschmusik, seit 2001 mit Klanginstallation. Zwischen 1999 und 2004 Studium mit den Schwerpunkten Musikinformatik und Computer Musik am elektronischen Studio der Technischen Universitaet Berlin. Seit 2004 wissenschaftlicher Mitarbeiter des Studios für elektroakustische Musik (SeaM) Weimar.

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VICE VERSA
Ein Projekt des SeaM Weimar
Großer und Kleiner Wasserspeicher

mit Robin Minard, Hanns Holger Rutz, Ludger Hennig, Robert Rehnig