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ERÖFFNUNG FREITAG, 12.09.2008, 19 – 21 UHR

Videokunst aus dem südpazifischen Raum ist in internationalen Ausstellungen ein bisher weitestgehend unterbelichtetes Thema. Dies geschieht zu Unrecht, entstehen doch seit Mitte der 90er in dieser dem Commonwealth zugehörigen Region Werke, die sich mit solchen auf einer Höhe befinden, die in Europa und Nordamerika große Aufmerksamkeit erzielen. Mit dem Screening-Programm Past – Present – Place, das vom Kurator und Leiter der St. Paul Galleries in New Zealand, Leonhard Emmerling, konzipiert wurde, widmet sich der Heidelberger Kunstverein eine Woche lang ausschließlich der Videokunst dieses geographischen Gebiets.

Neuseeland ist ein in vielerlei Hinsicht - geographisch, politisch, historisch, kulturell - von Ambiguität geprägtes Land. Faktisch multi-ethnisch (Auckland allein zählt ca. 180 unterschiedliche Nationalitäten), ist es nominell bi-kulturell und bi-lingual (Englisch und Maori). Neuseeland ist wahrscheinlich die einzige Nation, in welcher die indigene Bevölkerung das allgemeine Wahlrecht früher als die weißen Siedler erhielt. Und es ist die Nation, in welcher früher als in allen anderen Staaten der Welt Frauen das volle Wahlrecht zuerkannt wurde. Die für Neuseeland charakteristische Ambiguität lässt sich auch feststellen, wenn man den Blick auf die hier entstandene Videokunst lenkt. So benutzte der Pionier unter Neuseelands Videokünstlern, der 2005 verstorbene Darcy Lange, schon ab 1974 das Umatic Portapac, um in der Gegend um Mount Taranaki die Arbeit von Hirten und Arbeitern in Schlachthäusern zu dokumentieren. Die Verwendung der zu dieser Zeit avanciertesten verfügbaren Technik verband sich in Langes Werk mit dem politischen Engagement für die Belange der Maori und unterprivilegierter Bevölkerungsschichten. Stärker konzeptuell geprägt ist das Werk Phil Dadsons, der mit Breath (1976) eine Arbeit realisierte, die 16 Jahre vor Bill Violas vergleichbarem Nantes-Triptych (1992) datiert. Phil Dadson ist der Künstler, der die ältere Generation der Videokünstler mit der jüngeren verbindet und noch heute aktiv ist.

Nach einer Phase der Stagnation in den späten 80er und frühen 90er Jahren entwickelte die Videoszene Neuseelands eine neue Dynamik. Zum Teil wird das Zeitmedium Video benutzt, um zeitgenössische Formulierungen für traditionelle Kunstformen zu finden, zum Teil zur Formulierung einer nicht prädeterminierten hybriden Identität. So gewinnt Video Virulenz als Medium der Emanzipation: Emanzipation gegenüber einer von Männern dominierten Kunstszene, aber auch Emanzipation von dem zu engen Korsett indigener Traditionen.

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Videos aus Neuseeland

Kurator: Leonhard Emmerling