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Ansicht eines Anfangs präsentiert zentrale Arbeiten eines Werkzyklus der letzten Jahre, in dem sich der Bildhauer mit dem Thema der Entstehung der Welt auseinandergesetzt hat. Eine entsprechende Darstellung in einer Bibelhandschrift aus dem 13. Jahrhundert leitete Vincent Tavenne bei der Entwicklung seiner Motive und Formen und initiierte insofern den künstlerischen 'Schöpfungsakt'. Eine Art Ausstellungsparcours, in dem bildnerische und skulpturale Darstellungsformen aufeinander folgen, führt den Besucher durch unterschiedliche Ebenen der Wahrnehmung. Im ersten Raum der Ausstellung zitiert eine Serie von Gouachen das kreisförmige Motiv des mittelalterlichen Modells, und dient als Einführung in das Thema, welches der Ausstellung zugrunde liegt. Als großformatige Leinwandmalerei ist das Motiv im zweiten Raum in eine nächste Dimension übersetzt. Eine von der Decke hängende, textile Passage entlang der Fensterfront des Mittelraums trennt den Außenbereich ab und bietet nach Innen mit ihrer himmelblauen Bemalung eine Imaginationsfläche über die Länge des Raumes. In der weiteren Folge begegnet man einem Werk, das Vincent Tavenne eigens für die Ausstellungssituation im Arnsberger Kunstverein konzipiert hat. Es besteht aus mehreren hintereinander gehängten Stoffbahnen, die jeweils unterschiedlich eingefärbt, bemalt, ausgeschnitten bzw. appliziert wurden und vom Mittelraum aus der Gesamtansicht betrachtet einen Blick in die Tiefe des Kosmos suggerieren. Dieses Bild öffnet sich zugleich wie ein Bühnenraum, der durchschritten werden kann und der den Besucher in das Zentrum unmittelbaren visuellen und körperlichen Erlebens stellt. Formal gesehen werden in dieser Arbeit die zweidimensionalen Elemente, die in den Gouachen skizziert wurden, durch die räumliche Anordnung in den dreidimensionalen Raum überführt. In der Präsentationsfolge der Ausstellung bilden drei monumentale Skulpturen aus Holz, Metall und Lack die finale Ansicht eines Anfangs. Die Schönheit dieser monochromen Kreisformen ist beeindruckend, und ihre seltsam irreale Wirkung in der Situation des kleinen Raumes löst Erstaunen aus.

1961 geb. in Montbéliard/F, 1983-85 Kunstakademie Düsseldorf bei Ulrich Rückriem, u.a. 1995 Forum Stadtpark, Prag (E,K), 1997 Transit, Oeuvres du Fonds National d’Art Contemporain, Paris (K), 1998 Piepenbrock Kunstpreis, Hamburger Bahnhof, Berlin (E,K); Aller–Retour, Kunstverein Bonn u.w. (G), 1999 Preis der Villa Romana, Florenz; Mondo Imaginario, Shedhalle Zürich, 2000 Skulptur 2000, Kunsthalle Wilhelmshaven (K), 2001 Hundert Fragen und keine Antwort, Kunstverein Braunschweig (E,K), 2002 Von Zero bis 2002, Museum für Neue Kunst, Karlsruhe, 2003 Action Button, Neuerwerb. der Bundeskunstsammlung, Hamburger Bahnhof, Berlin (K), lebt in Berlin und Beaucourt/F

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Vincent Tavenne "Ansicht eines Anfangs"
Kuratorin: Dagmar Behr