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Die Brücke ist der gefährlichste Weg heißt es in der griechischen Mythologie. Der Fluss Lethe trennt Leben vom Tod, vielleicht vom Paradies.

Die Weichsel trennte die Zerstörung der Stadt Warschau durch das deutsche Militär von der zuschauenden sowjetischen Armee. 20. Jahrhundert der Zivilisation. Eine über hunderte von Jahren gewachsene Kulturstadt in zwei Monaten zerstören. In unfassbarem Mass. Die Gespenster der eigenen Geschichte anzuschauen muss man lernen, um sich die Achtung der Verletzten zu gewinnen. Als jüngerer Mensch habe ich in Polen Menschen getroffen, die mich trotz meiner deutschen Herkunft immer als Einzelnen behandelt und unterschieden haben. Vor dem Hintergrund der Zerstörungen ein großer menschlicher Akt, der mich für mein Leben berührt hat. Vorurteile überwinden ist ein zeitloses Geschäft und immer wieder aktuell.

Wir gehen mit Künstlern und Jugendlichen aus beiden Ländern an einen zentralen Ort des Warschauer Aufstands, um zu manifestieren, dass wir wissen, dass sich die Zukunft nur gewinnen lässt, wenn man die eigene Geschichte annimmt. Vom Kampf zum Dialog heißt die Interpretation der polnischen und deutschen Tangotänzer, die sie in der Nacht vom 3. zum 4. Juni auf einer schwimmenden Bühne mitten im Fluss, mitten in der Kette der Brücke der brennenden Schiffe tanzen. Lesen aus brennenden Büchern, die nicht verbrennen. Die Grenze Fluss, die Grenze zwischen Leben und Tod überwinden, übersetzen von einem Ufer zum anderen, die sich immer wieder neu aufbauende Enge unseres Alltags überwinden, den Blick und die Fenster aufmachen. Die Brücke wird zur Living bridge. Technik wird wieder Natur, die verbindet. Hans Peter Kuhn, der an vielen Orten der Welt seine Licht- und Tonsignale gesetzt hat, schafft ab dem 17. Mai eine Überquerung der Weichsel durch die Klanglichtskulptur der Brücke Swietokrzyski. Neonstalaktyten unter der Brücke, eine gefährliche Höhle mit Klangwellen von Ufer zu Ufer, Erinnerung an die Abwasserkanäle unter dem Fluss, die während des Aufstands lange Zeit den einzigen Weg in die enge Freiheit der Befreier markierten. Am 3./4. Juni: ein Fest auf beiden Ufern der Weichsel mit Leszek Mozdzer und einem polnisch-deutschen Jazzkonzert, einem Roma Orchester, einer Berlin Night der DJ’s - der Respekt und die Scheu verwandeln sich in die Lust, im Dialog der Kreativität die Utopie zu feiern. Durch den Blick des Anderen die eigene Wirklichkeit prüfen. Neue Wege nach Warschau, zurück und nach vorn.

Stephan Stroux

Pressetext

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Virtuelle Brücke in der Weichsel
Ein Fest zum Überschreiten des Flusses
Veranstalter: Fundacja Mosty na Rzece, Warschau; Brücken im Fluss e.V.
Kurator: Stephan Stroux

mit Kain Karawahn, Bastiaan Maris, Hans Peter Kuhn, Tango Stravaganza, Anna Iberszer, Piotr Wozniak ...