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10.07.2021 - 22.08.2021
Eröffnung 9.7., 19 Uhr

Vivian Greven. Nabel

Vivian Greven zählt zu den vielbeachteten, jungen Malerinnen in Deutschland. Ausgehend von Abbildungen antikisierender Skulpturen des Klassizismus, Barock und der Renaissance schafft Vivian Greven neue Körperbilder. Die idealtypischen Vorbilder überführt sie in eine aktuelle digitale Ästhetik. Aus diesem Spannungsfeld entsteht eine Malerei mit einer auratischen, zugleich beunruhigenden Ausstrahlung.

Für ihre Einzelausstellung im Heidelberger Kunstverein hat Greven vor allem kleinformatige Werke aus den Jahren 2020/21 ausgewählt, die sie mit neuesten noch nie gezeigten Arbeiten kombiniert. Die Auswahl umkreist die Frage nach der Stigmatisierung, Markierung, Objektivierung wie Verletzung des Körpers. Auf die markanten Ausschnitte ihrer Körperbilder (häufig Portraits und Körpermitten) setzt Vivian Greven reliefartig vorgewölbte Zeichen oder hinterlässt Leerstellen in den aus vielen Farbschichten gearbeiteten Darstellungen. Die ideale Formung und Glätte der Vorbilder wird durch feine, starkfarbige Farbgradierungen aufgenommen und für das 21. Jahrhundert aktualisiert. Manche Darstellungen scheinen wie Monitore von innen zu leuchten oder Farbverläufe und -nuancen gängiger Bildbearbeitungsprogramme zu zitieren. Intime Gesten der Selbstberührung oder die Darstellung verletzlicher Körperpartien evozieren eine Lust am Schauen, die durch Brüche und Markierungen gestört wird. Entrückung und Berührung, eine merkwürdige Verquickung von Distanz und Nähe, (erotischer) Anziehung und Aversion prägen das Bildgeschehen und die Wirkmacht der Bilder. Ihre Bildtitel erinnern an Namen, sind Lautmalereien, Abkürzungen oder Codes und setzen Bild und sprachliche Markierung ins Verhältnis.

Vivian Greven (*1985 in Bonn, lebt in Düsseldorf) studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und schloss 2015 als Meisterschülerin ab. Zurzeit ist sie Professorin an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Sie erhielt den STRABAG Artaward International 2016 und das Marianne–Defet–Malerei-Stipendium 2020. Ihre Arbeiten waren in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen: u.a. Museum Langmatt, CHE (2021), Gallery Vacancy, Shanghai, CN (2021), Kunstpalais Erlangen, Erlangen, DE (2020), Ludwig Forum, Aachen, DE (2021), Deichtorhallen Hamburg, DE (2020).