press release only in german

Dreißig Jahre fotografieren, davon die meiste Zeit im Auftrag des Stern, der bedeutenden deutschen Illustrierten. Volker Hinz hat hunderttausende Negative und Diapositive durchgesehen und zusammen mit dem Kurator der Ausstellung, Enno Kaufhold, eine Auswahl getroffen. Diese erste Rückschau erfüllt zwar noch nicht die Kriterien einer Retrospektive, sie hebt aber wichtige, repräsentative Akzente der langjährigen Arbeit hervor und faßt diese erstmals zusammen. Zu den ältesten Arbeiten gehören die Politiker-Portraits, die er nach seiner Tätigkeit für die Agentur Sven Simon seit seiner Zugehörigkeit zum stern in Bonn fotografiert hat. Das waren die führenden bundesrepublikanischen Politiker wie Willy Brandt, Helmut Kohl, Franz-Josef Strauß oder Helmut Schmidt, aber ebenso Wirtschaftführer wie Hans-Martin Schleier, allesamt Akteure auf der staatstragenden Bühne. Da haben sich lose geflochtene Einzelbiografien entwickelt, wenn Volker Hinz diesen oder jenen Prominenten in mehr oder weniger großen Abständen wieder und wieder getroffen und fotografiert hat.

Danach folgte für ihn der Sprung über den Atlantik und eine achtjährige Tätigkeit in New York, erst als freier Fotograf, danach wieder in den Diensten des sterns. Einige Bilder erinnern daran, was er bei seinen Reisen kreuz und quer durch die USA fotografierte und dann in größeren Reportagen, wie der über die Route 66, aus den Indianerreservaten, über San Francisco und Los Angeles und von den Conventions der Parteien veröffentlichte. Sie zeigen das Interesse von Volker Hinz an sozialen wie touristischen Themen und seine Fähigkeit, daraus bildnerisch etwas zu machen. Über Jahre haben seine Reportagen unser Bild des modernen Amerikas geprägt. Wie die Pflicht nahm er die Kür ernst und fotografierte im Eigenauftrag und somit in der Manier der "Autorenfotografie" das für das Club- und Nachtleben von Big Apple in den 80er Jahren so herausragende Area. Einzigartige, inzwischen zu unvergleichlichen Zeitzeugnissen gewordene Motive aus diesem trendsetzenden Club erzählen in üppigen Kodakfarben von der ausschweifenden Lebenslust jener Tage. Einige Beispiele aus seiner großen Reportage über Muhammad Ali runden den Amerika-Teil der 80er Jahre ab. Aus jüngeren Jahren stammen die bissigen Farbfotografien von den für Amerika typischen Wohltätigkeitsveranstaltungen, den Charities.

In größeren Abteilungen vereint die Ausstellung die von Volker Hinz in den Folgejahren für den stern fotografierten Portraits, für die er mehr und mehr das klassische Mittelformat einsetzte. Zunächst verwendete er die alte 6x6-Rolleiflex danach die Hasselblad. Zugleich mit der Verfeinerung seiner Technik bekam seine fotografische Bildsprache noch zupackendere Züge, gleich, ob er die Motive vorfand oder diese arrangierte. So entstand über die Jahre eine ungezählte Zahl von Portraits, auf denen er Weltpersönlichkeiten, Celebrities aus Politik, Wirtschaft, Showbusiness, Literatur, Sport und Film ablichtete. Sie werden in einem die Jahre wie die verschiedensten Gelegenheiten fassenden Kaleidoskop ausgestellt und zeigen ein Who is Who der internationalen Magazinwelt. Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die von uns geschätzt, vergöttert oder aber verflucht werden. Diesen Portraits stellt die Ausstellung das Thema Mode an die Seite und zeigt die großen Modemacher wie die Stars der Laufstege als weiteren Ausdruck seiner stupenden Portraitarbeit. Alle diese Fotografien lassen Volker Hinz‘ fotografische Leidenschaft erkennen. Denn Fotograf zu sein, das ist für ihn ein Privileg: lernt er doch so die Welt auf eine Weise unmittelbar kennen, und begegnet bekannten wie unbekannten Menschen aller Nationalitäten, wie das ansonsten nur wenigen vergönnt ist. Und obwohl nun seit Jahrzehnten unterwegs, reist er bis heute durch die Welt. Jüngste, wieder auf ganz andere Weise überraschende Farbbilder aus Tokio liefern dafür ein weiteres beredtes Beispiel. Und neben den druckreifen, für die stern-Hefte gedachten Arbeiten, entstehen die freien, wie in jüngster Zeit die "Bösen Bilder", für die er das ultraweitwinkelige, lupenscharf zeichnende Zeiss-Biogon verwendet. Attackenhaft mit dem Blitz eingesetzt verzerrt es zwar im Nahbereich, doch genau das liegt in der Intention von Volker Hinz. Können doch auch die heutigen Verhältnisse als verzerrt angesehen werden. In den Verzerrungen liegt Wahrheit, die in den überzähligen glatten Bildern, denen wir sonst jeden Tag begegnen, verlorengegangen ist.

Diejenigen, die in Volker Hinz immer einen bedeutenden Fotografen der Gegenwart gesehen haben, werden in dieser Ausstellung noch einmal seine Vielseitigkeit und bildnerische Qualität bestätigt finden, denjenigen, die ihn bislang namentlich noch nicht wahrgenommen haben, dürfte er sich mit dieser Ausstellung nachdrücklich empfehlen. Diese Ausstellung reiht ihn in die Reihe der großen Fotografen ein.

Pressetext

only in german

Volker Hinz
Fotografien 1974-2004